Reuters

Erzeugerpreise fallen erstmals seit Ende 2020

21.08.2023
um 08:37 Uhr

Berlin (Reuters) - Die deutschen Erzeugerpreise sind im Juli erstmals seit gut zweieinhalb Jahren wieder gesunken.

Die Produzenten gewerblicher Produkte - von Milch bis Autos - verlangten durchschnittlich 6,0 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Zuletzt waren die Preise im November 2020 gefallen. "Einen höheren Rückgang gegenüber dem Vorjahresmonat gab es zuletzt in Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise im Oktober 2009."

Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Rückgang um 5,1 Prozent gerechnet, nachdem es im Juni nur noch einen Mini-Anstieg von 0,1 Prozent gegeben hatte. Von Juni auf Juli fielen die Erzeugerpreise um 1,1 Prozent und damit stärker als erwartet. In der Statistik werden die Preise ab Fabriktor geführt - also bevor die Erzeugnisse weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Sie lassen damit Rückschlüsse auf die Entwicklung der Verbraucherpreise zu. Diese ebben zwar seit einiger Zeit tendenziell ab. Dennoch liegt die Inflationsrate in Deutschland derzeit mit 6,2 Prozent immer noch vergleichsweise hoch.

Gedämpft wurden die Erzeugerpreise vor allem durch Energie, die im Juli 19,3 Prozent weniger kostete als im Vorjahresmonat. Sie hatte sich kurz nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im Februar 2022 massiv verteuert. Die Preise für Strom sanken im Juli binnen Jahresfrist um 30 Prozent. Mineralölerzeugnisse waren um 16,6 Prozent billiger. Leichtes Heizöl kostete 37,5 Prozent weniger als ein Jahr zuvor und Tanken verbilligte sich um 11,3 Prozent. Ohne Berücksichtigung von Energie waren die Erzeugerpreise 2,0 Prozent höher als vor einem Jahr und sanken gegenüber Juni um 0,4 Prozent.

Nahrungsmittel kosteten dagegen 9,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders stark stiegen die Preise für Zucker (+87,5 Prozent). Verarbeitete Kartoffeln und Schweinefleisch kosteten je knapp ein Drittel mehr. Obst- und Gemüseerzeugnisse waren 18,5 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. "Nur wenige Produkte waren im Juli 2023 billiger als im Vorjahresmonat", erklärte das Amt. So kostete Butter 30,4 Prozent weniger, die Preise für nicht behandelte pflanzliche Öle sanken um 38,8 Prozent.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Alexander Ratz; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)