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Walmart prüft Lieferungen aus Kambodscha - Fertigung in Frauengefängnis?

21.08.2023
um 11:42 Uhr

Phnom Penh/Washington (Reuters) - Die US-Konzerne Walmart und Centric Brands überprüfen ihre Lieferketten aus Kambodscha nach Vorwürfen, dass Insassinnen des größten Frauengefängnisses des Landes unter zweifelhaften Bedingungen Kleidung für den Export fertigen mussten.

Der US-Verband für Kleidung und Schuhwerk (AFFA) hatte in einem Schreiben an die Botschaft Kambodschas in Washington den Verdacht geäußert, dass unter fragwürdigen Umständen im Gefängnis "Correctional Center 2" (CC2) nahe Phnom Penh Kleidung und andere Produkte für die Ausfuhr unter anderem in die USA produziert würden. Güter könnten dabei auch in die Europäische Union (EU) gelangt sein. Walmart erklärte, die Vorwürfe seien besorgniserregend. Alle Menschen müssten mit Würde behandelt und nicht ausgebeutet würden, betonte ein Sprecher. Centric erklärte, das Unternehmen habe Importe aus einer Fabrik in Kambodscha auf Eis gelegt und werde sofort handeln, wenn ein Unternehmen in Gefängnissen produzierte Waren vertreibe.

Der internationale Handel mit von Gefangenen gefertigten Gütern ist in den USA und Kambodscha illegal. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO), deren Mitglied Kambodscha ist, erlaubt nur freiwillige Arbeit von Gefangenen.

Kambodscha ist indes bei der Untersuchung der Vorwürfe der AFFA einem Regierungsvertreter zufolge bereits gegen drei lokale Unternehmen vorgegangen. Staatssekretär Sok Sopheak sagte Reuters, die Firmen hätten von CC2-Insassinnen gefertigte Hausschuhe für Hotels in die EU und Japan ausgeführt. Gegen die Unternehmen seien jeweils Geldstrafen von 50.000 Dollar verhängt und ihre Export-Lizenzen für drei Monate gesperrt worden.

In dem Frauengefängnis produzierte Waren schienen im Zusammenhang mit Walmart und einem Centric-Partner zu stehen, sagten vier mit dem Vorgang vertraute Personen, darunter zwei ehemalige Insassinen des CC2. Sie zeigten Reuters-Journalisten zwei nach ihren Angaben in dem Gefängnis gefertigte Waren, die entsprechende Label aufwiesen und offenbar für den Export in die USA gedacht waren. Sie hätten die Produkte bei ihrer Entlassung im vergangenen Januar aus der Anstalt gebracht. Centric unterstrich indes, nach Untersuchungen von externen Prüfern in den vergangenen Jahren lägen dem Unternehmen keine Hinweise auf Gefängnis-Arbeit vor.

Mehrere ehemalige Gefangene berichteten dagegen, sie hätten in dem Gefängnis Hemden, Hosen, Hausschuhe und Einkaufstaschen gefertigt. Frauen, die sich der Arbeit verweigert hätten, seien in andere Zellen verlegt worden. Einige Frauen hätten durch Zahlungen an Wächter die Arbeit in den Fabriken umgehen können. "Wir wollten nicht arbeiten, aber wir mussten arbeiten", sagte eine ehemalige Gefangene. In Kambodscha sollen Beschäftigte in der Bekleidungsindustrie einen Mindestlohn von 200 Dollar im Monat erhalten, die ehemaligen Gefangenen berichteten dagegen von Zahlungen von 1,75 bis fünf Dollar - im Monat. Mit dem Geld hätten sie etwa für die Reinigung ihrer Zellen, Strom, Radiatoren, Seife oder Nahrungsmittel gezahlt. Arbeitsverträge habe es nicht gegeben, sagten drei der Frauen.

Die neue Regierung Kambodschas - das Land hatte im Juli Wahlen Abgehalten - könne sich um die Vorgänge kümmern, sagte Staatssekretär Sopheak Reuters.

(Bericht von Clare Baldwin und Katherine Masters, bearbeitet von Matthias Inverardi, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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WKN 860853 ISIN US9311421039