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Europas Börsen rücken vor - USA und China im Blick

21.08.2023
um 11:52 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die Anleger nutzen die jüngsten Kursverluste zum Einstieg bei europäischen Aktien.

Der deutsche Leitindex Dax notierte am Montagvormittag 0,8 Prozent höher bei 15.697 Punkten. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx50, kletterte um gut ein Prozent auf 4259 Zähler. Die Experten zeigten sich allerdings vorsichtig. "Ob die Gegenbewegung angesichts der derzeitigen Belastungsfaktoren nachhaltig ist, bleibt aber abzuwarten", warnte etwa Christian Henke, Analyst vom Broker IG.

Die Antwort auf die Frage, wie es am Aktienmarkt in den nächsten Tagen weitergeht, erwarten die Marktteilnehmer von Nachrichten aus China und den USA. Im Rampenlicht steht vor allem die jährliche Konferenz der US-Notenbank Fed in Jackson Hole in den USA ab Donnerstag. Die Investoren erhoffen sich daraus Hinweise auf die künftige Geldpolitik der Währungshüter diesseits und jenseits des Atlantiks. "Aber auch auf der anderen Seite des Planeten sollten Investoren derzeit genauer hinschauen. In China braut sich ein Sturm in der Wirtschaft zusammen", sagte Jürgen Molnar, Stratege vom Broker RoboMarkets. Dabei könnten die anhaltenden Turbulenzen im Immobiliensektor mehr und mehr zu einem größeren Problem in der Finanzbranche werden.

ZINSSCHRITT IN CHINA KLEINER ALS ERWARTET

Die chinesische Zentralbank versucht indes, die Krise mit Zinssenkungen zu unterbinden. Wie erwartet setzten die Währungshüter am Montag den einjährigen Leitzins herunter, ließen den fünfjährigen aber überraschend unverändert. In einer Reuters-Umfrage unter 35 Marktbeobachtern hatten alle Teilnehmer mit einer Senkung beider Zinssätze gerechnet. "Möglicherweise wollte die Notenbank damit ein Zeichen der Beruhigung setzen, nach dem Motto: Die Situation ist nicht dramatisch", kommentierte Thomas Altmann, Portfoliomanager vom Vermögensverwalter QC Partners.

Versorgungsängste glichen unterdessen die Erwartung einer stockenden Nachfrage aus und hievten die Ölpreise ins Plus. Die Nordsee-Sorte Brent und die leichte US-Sorte WTI verteuerten sich um jeweils ein halbes Prozent auf 85,22 beziehungsweise 81,69 Dollar pro Barrel (159 Liter). Die Exporte des Ölkartells Opec+ würden im August einen zweiten Monat lang zurückgehen, sagte Stefano Grasso, Portfoliomanager bei 8VantEdge in Singapur, unter Berufung auf Daten des Analysehauses Kpler.

TALFAHRT BEI ADYEN GEHT WEITER

Die Talfahrt beim niederländischen Zahlungsabwickler Adyen ging indes weiter. Das Unternehmen hatte vergangene Woche infolge eines Gewinneinbruchs rund 12 Milliarden Euro an Börsenwert verloren. Mehrere Banken und Analysehäuser zogen daraufhin ihre Kaufempfehlung für die Titel zurück. Am Montag weiteten sie nach Herabstufungen von zwei weiteren US-Investmentbanken ihre Verluste aus und verloren gut fünf Prozent auf ein 3,5-Jahres-Tief von 827,70 Euro. Die Experten von Jefferies und Morgan Stanley hatten Adyen auf "Hold" nach zuvor "Buy" beziehungsweise "Equal-Weight" nach zuvor "Overweight" gesetzt. Grund seien die jüngsten Enttäuschungen bei den Zahlen in Verbindung mit einem Mangel an Faktoren, die dem Unternehmen in der nächsten Zeit auf einen Erholungskurs verhelfen könnten.

In London geriet die Aktie des britischen Bauunternehmens Crest Nicholson nach einer Prognosesenkung stark unter Druck. Die Papiere stürzten um gut neun Prozent auf 178 Pence ab und waren damit so billig wie seit drei Jahren nicht mehr. Das Unternehmen erwartet nun für das Gesamtjahr einen Gewinn vor Steuern von rund 50 Millionen Pfund (umgerechnet rund 60 Millionen Euro). Zuvor war es von 73,7 Millionen Pfund ausgegangen. Die steigenden Zinsen und die hohe Inflation hielten Käufer davon ab, Hypothekenkredite aufzunehmen, teilte Crest Nicholson mit.

In Deutschland warteten die Investoren auf die Geschäftszahlen des Fußball-Vizemeisters Borussia Dortmund, die am Nachmittag veröffentlicht werden.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)