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Selenskyj verspricht Befreiung der Ukraine - Auch der Krim

23.08.2023
um 16:07 Uhr

(Weitgehend neu)

Kiew (Reuters) - Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verspricht die Vertreibung der russischen Streitkräfte aus seinem Land, einschließlich der 2014 völkerrechtswidrig annektierten Halbinsel Krim.

"Die Krim wird befreit wie alle anderen Teile der Ukraine, die leider immer noch unter der Herrschaft den Besatzern stehen", sagte Selenskyj auf einer internationalen Krim-Konferenz am Mittwoch in Kiew. Russlands Präsident Wladimir Putin rechtfertigte unterdessen erneut den Angriffskrieg gegen die Ukraine. Der Westen habe Russland dazu gezwungen, sagte er in einer Video-Ansprache zum Gipfel der Brics-Staaten.

"Unsere Handlungen in der Ukraine werden diktiert nur von einer Sache - diesen Krieg zu beenden, der vom Westen und dessen Satelliten gegen die Menschen entfesselt wurde, die im Donbass leben", sagte Putin mit Blick auf die Region im Osten der Ukraine, die teilweise schon seit 2014 von Russland besetzt ist und ebenfalls völkerrechtswidrig annektiert wurde. Es sei die Sehnsucht des Westens, die Hegemonie über die Welt zu behalten, und das habe zu "der schweren Krise in der Ukraine" geführt. Den Brics-Staaten gehören neben Russland Brasilien, Indien, China und Südafrika an, die den Krieg gegen die Ukraine bislang nicht eindeutig verurteilen.

Russland ist am 24. Februar 2022 in die Ukraine einmarschiert mit dem Ziel, die Regierung in Kiew zu stürzen. Derzeit kontrollieren russische Truppen lediglich Teile des Landes im Süden und Osten. Neben den Kämpfen am Boden beschießt Russland regelmäßig ukrainische Städte mit Raketen und trifft dabei auch zivile Ziele. Seit Juni läuft eine Gegenoffensive der ukrainischen Streitkräfte, die allerdings nur schleppend vorankommt.

ERNEUT GETREIDESILOS AN DER DONAU ZERSTÖRT

Am Mittwoch starben bei einem russischen Angriff vier Beschäftigte einer Schule in Romny in der Region Sumy im Nordosten der Ukraine. Vier weitere Menschen wurden nach Angaben von Innenminister Ihor Klymenko verletzt. Demnach wurden die Leichen des Schuldirektors und dessen Stellvertreters sowie einer Sekretärin und einer Bibliothekarin aus den Trümmern geborgen. Nach Angaben der regionalen Militärführung geschah der Angriff mit einer russischen Drohne. Ein Menschenrechtler wies darauf hin, dass die Schule kurz vor Ende der Ferien zerstört worden sei. Das neue Schuljahr werde nunmehr nicht für jedes Kind beginnen können.

Bei einem russischen Drohnen-Angriff auf den Donau-Hafen Ismajil wurden nach ukrainischen Angaben 13.000 Tonnen Getreide vernichtet. Wie Vize-Ministerpräsident Olexander Kubrakow weiter auf Telegram mitteilte, wurden zudem die Ausfuhrkapazitäten des Hafens durch die Attacke in der Nacht zum Mittwoch um 15 Prozent verringert. "Russland greift systematisch Getreidesilos und Lager an, um Agrarexporte zu stoppen." Eine Stellungnahme Russlands lag zunächst nicht vor. Die Regierung in Moskau hatte ein von den UN und der Türkei vermitteltes Abkommen zur sicheren Ausfuhr von Getreide aus der Ukraine im Juli nicht mehr verlängert. Seitdem gibt es verstärkt Angriffe auch auf Donau-Häfen des Landes, über die alternative Export-Routen führen.

Über Moskau schossen russische Luftabwehrsysteme nach Angaben des Verteidigungsministeriums in der Nacht zum Mittwoch erneut drei Drohnen ab. Die Trümmer eines der abgefangenen Flugobjekte hätten ein Gebäude im Zentrum Moskaus beschädigt, die beiden anderen seien von Luftabwehrsystemen westlich der russischen Hauptstadt abgeschossen worden, teilte das Militär mit. Auch in der russische Region Belgorod kam es wieder zu einem Drohnenangriff, wie der Regionalgouverneurs mitteilte. Dabei seien drei Zivilisten getötet worden. Die Ukraine hat sich bislang nicht zu solchen Angriffen geäußert.

(Bericht von Reuters; Bearbeitet von Alexander Ratz; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)