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Mercedes-Chef - Kosten bei Elektroautos bleiben auf absehbare Zeit höher

04.09.2023
um 07:52 Uhr

München (Reuters) - Mercedes-Chef Ola Källenius rechnet auf absehbare Zeit mit höheren Kosten für Elektroautos.

Diese könnten nicht eins zu eins über den Preis an die Kunden weitergegeben werden, sagte er am Sonntag im Vorfeld der Automobilmesse IAA in München. "Die Wettbewerbsintensität wird da sein." Umso wichtiger sei es, an allen Teilen des Unternehmens zu arbeiten, wie Fixkosten oder im Vertrieb. "All diese Dinge muss man bewegen, um auf der anderen Seite der Transformation die gleiche Profitabilität als Ambition aufrechterhalten zu können."

Auf die zunehmende Konkurrenz aus China angesprochen sagte Källenius, es sei wichtig, führend zu bleiben. "Wenn eine Industrie sich so fundamental in einer Transformation befindet, glaube ich, ist es nicht ungewöhnlich, dass auch neue Player reinkommen", sagte er. Bislang handle es sich vor allem um Fahrzeuge im Einstiegssegment. Es wäre naiv zu glauben, dass sie nicht auch versuchten, im Premiumsegment anzugreifen. Källenius verwies auf den Markteintritt japanischer oder koreanischer Hersteller in den vergangenen Jahrzehnten. "Da kannst du nichts anderes tun, als dich auf deinen Kunden zu konzentrieren."

CLA VERSPRICHT HOHE REICHWEITE IN KOMPAKTKLASSE

Mercedes stellt auf der Messe ein Konzept des neuen CLA vor, der für Anfang 2025 geplant ist. Das Fahrzeug wird das erste von künftig vier Kompaktmodellen auf der neuen elektrischen Antriebsplattform von Mercedes-Benz MMA. Zum Preis äußerte sich Källenius nicht. "Wir werden das Segment nicht verlassen." Mit dem CLA tritt Mercedes in der gleichen Liga wie BMW mit seiner Neuen Klasse an.

Für die Stuttgarter spielt der Energieverbrauch bei den Fahrzeugen eine wichtige Rolle. Das Auto werde nur zwölf Kilowattstunden (kWh) Strom pro 100 Kilometer verbrauchen und mit einer Batterieladung über 750 Kilometer weit fahren, kündigte Källenius an. Beim elektrischen SUV EQA 350 seien es derzeit 17 bis 18 kWh. Der CLA wäre damit sparsamer als das aktuelle, auslaufende Model 3 von Tesla, das gut 13 kWh verbraucht. BMW liegt nach Informationen aus Unternehmenskreisen mit seiner Neuen Klasse, die ab 2025 produziert wird, unter 13 Kilowattstunden. Das Münchner Unternehmen äußert sich selbst dazu nicht.

Übertragen auf die versinkende Welt des Verbrennungsmotors läge der Spritverbrauch des CLA Källenius zufolge bei einem Liter je 100 km. Das Ein-Liter-Auto war ein Ziel der deutschen Autoindustrie im vergangenen Jahrhundert. Erreicht wurde es von Volkswagen mit dem Kleinwagen XL1, von dem nur 200 Exemplare verkauft wurden.

SPÄTER SOLL BENZIN-VERSION DES AUTOS KOMMEN

Die Batterien für den CLA kommen nach Angaben von Technik-Chef Markus Schäfer vom chinesischen Hersteller CATL und vom Mercedes-Partner ACC. Für die Einstiegsversion sollen Eisenphosphat-Batteriezellen zum Einsatz kommen. Einen Verbrenner im Kompaktsegment wollen die Stuttgarter später vorstellen. Eine Diesel-Version werde es voraussichtlich nicht geben, sagte Technik-Chef Markus Schäfer.

Mercedes-Benz hat den Verbrenner-Ausstieg für 2030 angekündigt, mit der Einschränkung "wenn es die Marktbedingungen erlauben". Es wäre zu früh, Mitte 2025 in dem für Mercedes nach wie vor wichtigen Kompaktsegment nur noch Elektroautos anzubieten, sagte Källenius. "Wir haben dann diese taktische Flexibilität in dem Segment." Diese Flexibilität werde Mercedes "viele, viele Jahre haben und auch haben müssen", sagte Källenius. Wann der letzte Verbrenner vom Band laufe, wisse Mercedes nicht. "Das wird letztendlich der Kunde entscheiden."

(Bericht von Christina Amann.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)