Reuters

Zuversicht in China treibt Europas Börsen erneut an

04.09.2023
um 12:17 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die auf den Wege gebrachten Hilfen für den strauchelnden Immobiliensektor in China haben auch an Europas Aktienmärkten die Kauflaune erneut angefacht.

Der Dax stieg zum Wochenstart um bis zu 0,7 Prozent auf 15.959 Punkte, der EuroStoxx50 kletterte in der Spitze um 0,9 Prozent auf 4323 Zähler. Anleger spekulierten auf eine Stützung der chinesischen Wirtschaft durch eine Reihe politischer Maßnahmen. Die Stimmung hänge aber weiter davon ab, ob sich Chinas Immobilienmarkt stabilisieren könne und das Wirtschaftswachstum einen Boden finde, sagte Commerzbank-Ökonom Tommy Wu.

"Die chinesischen Bauträger werden weiter kämpfen müssen. Und eine schnelle Lösung hierfür gibt es nicht", gab er zu bedenken. Die chinesischen Behörden haben zuletzt zahlreiche Maßnahmen angekündigt, um die Nachfrage nach Wohnimmobilien anzukurbeln. "Chinesische Zeitungen berichteten über einen sprunghaften Anstieg von Immobiliengeschäften in Peking und Shanghai am Wochenende nach Senkung der Hypothekenzinsen und Anzahlungsquoten", teilten die Analysten von RBC Capital Markets mit. "Ob dieser Aufschwung anhalten wird, bleibt abzuwarten, aber er hat chinesischen Aktien Antrieb gegeben."

Für Erleichterung sorgte auch die eingeräumte Verschnaufpause für den strauchelnden Immobilienentwickler Country Garden. Gläubiger stimmten einer Verlängerung der Rückzahlungsfrist für eine umgerechnet rund 500 Millionen Euro schwere Anleihe zu, die eigentlich am Samstag fällig gewesen wäre.

WARTEN AUF ZINS-SIGNALE

Für Rückenwind an den Börsen sorgten auch Spekulationen auf ein Ende des Zins-Erhöhungs-Marathons der US-Notenbank Fed nach den jüngsten US-Jobdaten. Die deutlich gestiegene Arbeitslosenquote in den USA und der abebbende Boom am Jobmarkt lassen Börsianern zufolge der Fed Spielraum für eine Zinspause. "Das bedeutet, dass sich die Diskussion bald darauf verlagern wird, wann wir mit der ersten Zinssenkung rechnen können..", sagte Michael Hewson, Analyst beim Broker CMC Markets.

Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, gab leicht um 0,1 Prozent auf 104,12 Punkte nach. Damit entfernte er sich aber nicht weit von dem Ende August erreichten Zwei-Monats-Hoch von 104,44. In den Fokus der Anleger rückten zunehmend Notenbanker, von denen sich Investoren Hinweise zur künftigen Zinspolitik erhofften. Im Tagesverlauf stand eine Rede von EZB-Präsidentin Christine Lagarde an. Zudem werden in dieser Woche eine Reihe von Reden von Fed-Mitgliedern erwartet.

NOVO NORDISK AUF REKORDKURS

Bei den Einzelwerten trieb die boomende Nachfrage nach dem Adipositas-Medikament Wegovy Novo Nordisk auf ein frisches Rekordhoch. Die Titel des dänischen Arzneimittelherstellers sprangen in der Spitze um 2,3 Prozent nach oben, nachdem der Konzern das Abnehm-Präparat am Montag auch in Großbritannien auf den Markt gebracht hat. Novo Nordisk hatte vergangene Woche den französischen Luxuskonzern LVMH zwischenzeitlich als wertvollstes börsennotiertes Unternehmen Europas überholt.

Die Liste der Dax-Gewinner führte vorübergehend Vonovia mit einem Plus von bis zu 2,5 Prozent an. Deutschlands größter Immobilien-Konzern profitierte dabei von einer Hochstufung der US-Bank Morgan Stanley, die die Aktien auf "Equal-Weight" von zuvor "Underweight" setzte. Im Handelsverlauf schmolz das Kursplus auf einen halben Prozentpunkt zusammen.

Der misslungene Saisonstart kickte unterdessen die Aktien des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund (BVB) ins Abseits. Die Titel des Vizemeisters büßten rund sechs Prozent ein und führen damit die Verliererliste im SDax an. "Der BVB hat einen sehr holprigen Saisonstart hingelegt und mit dem viel zu schwachen Heim-Punkt gegen den Aufsteiger Heidenheim scheinen die hohen Saisonziele des Clubs schon jetzt gefährdet", sagte ein Händler.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)