Zürich (Reuters) - Logitech-Gründer Daniel Borel drängt nach einem schwierigen Jahr für den schweizerisch-amerikanischen Computerzubehör-Hersteller auf den Rücktritt der Verwaltungsratspräsidentin.
Wendy Becker, die das Aufsichtsgremium seit September 2019 leitet, fehle es an Erfahrung und Marktkenntnis, um Logitech durch den derzeitigen Abschwung zu führen, sagte Borel, der auch rund 1,5 Prozent der Logitech-Aktien hält. "Ich bin noch kein Dinosaurier, der sich einmischt, aber ich mache mir Sorgen um die Zukunft von Logitech, dem Unternehmen, das ich gegründet habe", sagte er zur Nachrichtenagentur Reuters. "Logitech braucht ein neues Präsidium, jemanden, der auf die veränderte Marktsituation reagieren kann."
Logitech blickt auf eine Achterbahnfahrt zurück. Während der Covid-Pandemie erlebte das Unternehmen einen Boom, weil sich die Menschen mit Geräten für die Arbeit von zu Hause aus eindeckten. Im vergangenen Jahr sackten Umsatz und Gewinn dann ab. Borel, der die Firma 1981 mitgegründet hatte, erklärte, Becker habe den Abschwung nach der Pandemie nicht schnell genug erkannt und nicht reagiert. Das Unternehmen habe die Kosten nicht genügend gesenkt, um dem Nachfrageschwund zu begegnen. Zudem habe Logitech die Nachfolgeplanung für den langjährigen Konzernchef Bracken Darrell vernachlässigt. Darrell schied im Juni aus, ein dauerhafter Nachfolger wurde noch nicht ernannt.
Borel schlägt vor, dass der Verwaltungsrat einen Übergangsplan entwickelt, um Becker bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahres im März 2024 zu ersetzen. "Ich möchte dem Vorstand genügend Zeit geben, um diese Angelegenheit angemessen und menschlich zu behandeln, und nicht nur ein paar Wochen", sagte er.
Die Intervention des 73-jährigen Ehrenpräsidenten erfolgt, nachdem Becker, die frühere Chefin des britischen Bekleidungsherstellers Jack Wills, an der Generalversammlung des Unternehmens am Mittwoch als Präsidentin mit großer Mehrheit wiedergewählt wurde.
Logitech sei dankbar für den Beitrag, den Borel in den vergangenen 40 Jahren geleistet habe, sagte ein Firmensprecher und ergänzte: "Wir freuen uns immer über sein Feedback." Becker - die einzige weibliche Verwaltungsratspräsidentin im Schweizer Standardwerte-Index - sei mit 96 Prozent der Stimmen wiedergewählt worden. "Das ist ein klares Zeichen des Vertrauens der Aktionäre in ihre Führung."
(Bericht von John Revill; geschrieben von Oliver Hirt, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)