Reuters

Börsengang von Schott Pharma soll fast eine Milliarde bringen

19.09.2023
um 08:02 Uhr

München (Reuters) - Der Mainzer Glaskonzern Schott will mit dem Börsengang seiner Pharmaverpackungs-Tochter knapp eine Milliarde Euro einnehmen.

23 Prozent von Schott Pharma sollen Ende September an die Börse gebracht werden, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. 34,6 Millionen Aktien werden von Dienstag an bis zum 27. September in einer Preisspanne von 24,50 bis 28,50 Euro angeboten. Einen Tag später ist das Börsendebüt in Frankfurt geplant. Daraus errechnet sich für die Schott Pharma AG & Co KGaA ein Börsenwert von 3,7 bis 4,3 Milliarden Euro.

Der Emissionserlös geht komplett an den Mutterkonzern, der innerhalb der Spanne mit 849 bis 987 Millionen Euro rechnen kann. "Wir haben sehr gutes Feedback aus dem Markt erhalten, sowohl zu unserem Geschäftsmodell und unserer sehr erfolgreichen Entwicklung als auch zu unseren Wachstumsplänen", sagte Schott-Pharma-Chef Andreas Reisse. In den vergangenen zwei Wochen hatte der Börsenkandidat das Interesse der Anleger ausgelotet, nun gehen die Vorstände auf Werbetour. Den Aktionären verspricht das Unternehmen im Börsenprospekt künftig eine Dividende von 10 bis 20 Prozent des Nettogewinns, der 2022 bei 126 Millionen Euro lag.

Mit dem Staatskonzern Qatar Holding aus Katar hat Schott Pharma einen Ankeraktionär gefunden, der allein Aktien für bis zu 200 Millionen Euro zeichnen und nach dem Börsengang mit bis zu 4,99 Prozent am Unternehmen beteiligt sein will. Die Schott AG will mit 77 Prozent Mehrheitsaktionär bleiben. Der Konzern, der der Carl-Zeiss-Stiftung gehört, wolle mit dem Erlös sein Wachstum beschleunigen und seine Nachhaltigkeitsstrategie unterstützen, wie Schott-Vorstandschef Frank Heinricht sagte.

Schott Pharma braucht nach eigenen Angaben kein Geld. Der Hersteller von Ampullen, Fläschchen und Spritzen aus Glas - rund 13 Milliarden im Jahr - war schon im vergangenen Jahr mit Blick auf einen Börsengang ausgegliedert worden.

In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2022/23 steigerte das Unternehmen mit 4700 Mitarbeitern den Umsatz um acht Prozent auf 670 Millionen Euro. Der Betriebsgewinn (Ebitda) kletterte um neun Prozent auf 187 Millionen Euro. Die operative Gewinnmarge lag damit bei 28 Prozent. Mittelfristig soll der Umsatz im Jahr um mehr als zehn Prozent und die Marge auf mehr als 30 Prozent klettern. Einen Wachstumsschub verspricht sich Schott Pharma von der Nachfrage nach Spritzen für mRNA-Therapien und Medikamente zur Behandlung von Diabetes und Adipositas wie die Abnehmspritze Wegovy des dänischen Pharmakonzerns Novo Nordisk, die einen regelrechten Hype erlebt.

Schott Pharma wäre der bisher größte Börsengang des Jahres in Deutschland. Organisiert wird die Emission von der Deutschen Bank, BNP Paribas und Bank of America. Bisher haben 2023 nur der Cloud- und Webhosting-Anbieter Ionos (Emissionsvolumen 447 Millionen Euro) und die Thyssenkrupp-Wasserstoff-Tochter Nucera (605 Millionen) den Sprung aufs Börsenparkett geschafft. Der Augsburger Panzergetriebe-Hersteller Renk hat einen Börsengang noch für den Herbst angekündigt.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)