Reuters

Auftragspolster der Industrie wird dünner - Besonders in Autobranche

19.09.2023
um 08:37 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Auftragspolster der deutschen Industrie schmilzt - vor allem in der Autobranche.

Der Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe sank im Juli um 1,0 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Während die offenen Aufträge aus dem Inland um 0,8 Prozent abnahmen, sanken die aus dem Ausland um 1,0 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat nahm das Polster um insgesamt 3,9 Prozent ab.

"Die fallenden Neuaufträge haben den Rückgang vorgezeichnet", kommentierte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG, Alexander Krüger, die Entwicklung. "Ein sinkender Auftragsbestand legt auf Dauer einen Schatten auch auf die Investitionstätigkeit."

Der Rückgang im Vormonatsvergleich "kam insbesondere durch die negative Entwicklung der Auftragsbestände in der Automobilindustrie zustande", wie die Statistiker betonten. Diese sanken um 2,1 Prozent. Die Branche kämpfte lange Zeit mit Materialengpässen, etwa bei Halbleitern. Mit der besseren Versorgung können Bestellungen nun schneller abgearbeitet werden, sie stauen sich dadurch nicht mehr so stark. Rückgänge im Maschinenbau (-0,7 Prozent) und in der Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (-2,2 Prozent) beeinflussten das Gesamtergebnis ebenfalls negativ. Zum letztgenannten Bereich zählen etwa Elektromotoren, Batterien und Haushaltsgeräte.

Die Reichweite des Auftragsbestands blieb im Juli unverändert: Sie liegt nach wie vor bei 7,2 Monaten. Die Reichweite gibt an, wie viele Monate die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Bestellungen theoretisch produzieren müssten, um die vorhandenen Bestellungen abzuarbeiten. "Noch ist die Reichweite unbedenklich", sagte Ökonom Krüger. "Es geht aber seit rund einem Jahr in die falsche Richtung." Bei den Herstellern von Investitionsgütern wie Maschinen und Fahrzeugen sank die Reichweite von 10,1 auf 9,9 Monate. Bei den Produzenten von Vorleistungsgütern blieb sie mit 3,8 Monaten konstant, während sie bei Konsumgütern von 3,5 auf 3,4 Monate abnahm.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)