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Lange Gesichter im deutschen Mittelstand - KfW-Studie zeigt eingetrübte Stimmung

19.09.2023
um 10:02 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Stimmung bei kleinen und mittleren Firmen in Deutschland trübt sich das vierte Mal in Folge ein.

Das Barometer zum Geschäftsklima sank im August um 2,9 auf minus 18,7 Saldenpunkte und damit auf den tiefsten Stand seit den akuten Energiesorgen im Oktober 2022, wie am Dienstag aus dem Ifo-Mittelstandsbarometer für die staatliche Förderbank KfW hervorgeht. Wie bereits im Juli bewerteten die Betriebe ihre Lage skeptischer als die Aussichten. "Die Realwirtschaft spürt wohl zunehmend die geldpolitische Straffung, während der durch die Inflation ausgelöste Kosten- und Preisdruck langsam zurückgeht."

Deutschland trete nach leichter technischer Rezession im Winterhalbjahr und Stagnation im Frühling konjunkturell nun schon seit längerer Zeit auf der Stelle, sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. "Aber es gibt Grund zu vorsichtiger Hoffnung." Die merklich steigenden Löhne, die angesichts des Fachkräftemangels wohl nahezu stabile Beschäftigung und die rückläufige Inflationsrate dürften künftig dem Konsum neue Anreize liefern und gleichzeitig die Bremseffekte gestiegener Finanzierungskosten dämpfen. "Für die Industrie bleibt die Situation dagegen weiter schwierig, obwohl dort noch immer ein kräftiges Auftragspolster vorhanden ist." Alles in allem werde sich die Wirtschaft wohl nur in Trippelschritten aus dem Konjunkturtal herausarbeiten können. Die deutsche Wirtschaft dürfte 2023 um 0,4 Prozent schrumpfen und im nächsten Jahr um 0,8 Prozent zulegen, sagte Köhler-Geib.

Im August sind die Mittelständler aller Hauptwirtschaftsbereiche laut KfW schlechter gestimmt als im Vormonat. Am geringsten trübte sich demnach das Barometer im Einzelhandel und bei den Dienstleistern ein. "Deutlich frostiger zeigt sich das Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe, im Bau und im Großhandel." Bei den Großunternehmen kühlte sich die Stimmung stark ab. Ihr Geschäftsklima verliert im August 3,5 Zähler und liegt nun bei minus 29,1 Saldenpunkten und damit deutlich niedriger als im Mittelstand.

(Bericht von Klaus Lauer; - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)