Reuters

Kanada wirft Indien Verwicklung in Ermordung von Sikh vor

19.09.2023
um 13:27 Uhr

Ottawa/Neu-Delhi (Reuters) - Kanada verdächtigt die indische Regierung, in die Ermordung eines führenden Sikh-Separatisten bei Vancouver verwickelt zu sein.

"Die kanadischen Sicherheitsbehörden gehen glaubwürdigen Hinweisen auf eine mögliche Verbindung zwischen Agenten der indischen Regierung" und dem Tod von Hardeep Singh Nijjar nach, unterrichtete Ministerpräsident Justin Trudeau das Unterhaus in Ottawa. Indien wies die Vorwürfe am Dienstag als absurd und unbegründet zurück. Kanada verwies den ranghöchsten Geheimdienstvertreter Indiens des Landes. Neu-Delhi konterte mit der Ausweisung eines kanadischen Diplomaten.

Trudeau sagte, jede Beteiligung einer ausländischen Regierung an der Tötung eines kanadischen Staatsbürgers sei eine inakzeptable Verletzung der Souveränität seines Landes. Er habe den Fall kürzlich beim G20-Gipfel in Neu-Delhi direkt bei Indiens Ministerpräsident Narendra Modi angesprochen. Trudeau forderte die indische Regierung zur Zusammenarbeit auf, "um der Sache auf den Grund zu gehen".

Nijjar war am 18. Juni vor einem Sikh-Tempel in Surrey, einem Vorort von Vancouver, erschossen worden. Der 45-Jährige war 1997 nach Kanada gezogen. Er setzte sich für die Khalistan-Bewegung ein, die seit Jahrzehnten einen eigenen unabhängigen Staat für die Sikhs im Punjab im indisch-pakistanischen Grenzgebiet anstrebt. Indien hatte Nijjar 2020 als Terroristen eingestuft.

Die Vorwürfe Kanadas zielten darauf ab, von "khalistanischen Terroristen und Extremisten abzulenken, denen in Kanada Zuflucht gewährt wird", erklärte das indische Außenministerium. Es forderte die Regierung in Ottawa auf, umgehend und wirksam gegen "alle anti-indischen Elemente" vorzugehen, die von Kanada aus operierten.

Die USA und Australien zeigten sich tief besorgt angesichts der Vorwürfe. Großbritannien erklärte, man sei mit den kanadischen Partnern wegen der schwerwiegenden Vorwürfe in engem Austausch.

Indien sind die Aktivitäten separatistischer Sikhs in Kanada seit langem ein Dorn im Auge. Das diplomatische Verhältnis zwischen den beiden Ländern ist deswegen seit Jahren belastet, auch die Handelsbeziehungen leiden darunter. Gespräche über ein Handelsabkommen wurden jüngst auf Eis gelegt. Kanada hat die größte Sikh-Bevölkerung außerhalb des indischen Bundesstaats Punjab. 2021 gaben 770.000 Menschen in Kanada Sikhismus als ihre Religion an.

(Bericht von David Ljunggren, Steve Scherer, YP Rajesh, Sakshi Dayal, geschrieben von Katharina Loesche und Christian Rüttger.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)