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Jede zwölfte Lehrkraft ist Quer- oder Seiteneinsteiger

04.10.2023
um 08:52 Uhr

Berlin (Reuters) - Wegen des Lehrermangels unterrichten an deutschen Schulen immer mehr Quer- und Seiteneinsteiger.

Im Schuljahr 2021/22 hatten rund 60.800 der insgesamt 709.000 Lehrkräfte keine anerkannte Lehramtsprüfung, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Das entspricht einem Anteil von 8,6 Prozent der Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen. Zum Vergleich: Im Schuljahr 2011/2012 lag der Anteil noch bei 5,9 Prozent. Damals unterrichteten rund 39.300 der insgesamt 669.800 Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen ohne anerkannte Lehramtsprüfung.

Noch höher ist der Anteil an beruflichen Schulen: Im Schuljahr 2021/22 hatte rund ein Fünftel (20,8 Prozent) der insgesamt 124.000 Lehrkräfte keine anerkannte Lehramtsprüfung. 2011/12 lag der Anteil bei 12,6 Prozent. Als Seiteneinsteiger werden Personen bezeichnet, die über kein abgeschlossenes Lehramtsstudium verfügen und die ohne das Absolvieren des eigentlichen Vorbereitungsdienstes (Referendariat) in den Schuldienst übernommen werden. Bei Quereinsteigern besteht im Gegensatz dazu die Pflicht eines Referendariates.

Den Lehrkräftemangel halten einer Umfrage des Ifo-Instituts zufolge 77 Prozent der Deutschen für ein ernsthaftes Problem. Trotz des hohen Bedarfs ist die Zahl der Lehramtsabsolventinnen und -absolventen mit Master- oder Staatsexamensabschluss rückläufig. Im Prüfungsjahr 2022 haben rund 28.700 Lehramtsstudierende entsprechende Abschlussprüfungen bestanden. Das waren zwar nur geringfügig weniger Absolventen eines Lehramtsstudiums mit einem Masterabschluss oder dem 1. Staatsexamen als im Jahr zuvor mit rund 28.900. Im Zehnjahresvergleich sank die entsprechende Zahl allerdings um 10,5 Prozent.

Auch die Zahl der Studienanfänger, die ein Lehramtsstudium im Bachelor- oder Staatsexamensstudium beginnen, ist im vergangenen Jahr gesunken. Knapp 45.400 Personen begannen im Studienjahr 2022 ein Lehramtsstudium - das waren 3,2 Prozent weniger als im Vorjahr und 7,0 Prozent weniger als zehn Jahre zuvor.

(Bericht von Rene Wagner. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)