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Dax kämpft um 15.000er Marke - Bondrenditen steigen weiter

04.10.2023
um 11:32 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Europas Börsen haben ihre Talfahrt am Mittwoch fortgesetzt.

Der Dax unterschritt zeitweise die psychologisch wichtige Marke von 15.000 Punkten. Die aktuell unsichere Lage der Wirtschaft und die Aussicht auf anhaltend hohe Zinsen verschreckten Börsianern zufolge die Anleger. Der deutsche Leitindex lag am Vormittag 0,3 Prozent niedriger bei 15.047 Punkten. Der EuroStoxx50 verlor 0,1 Prozent auf 4093 Punkte. "Anleger sollten sich auf eine schwierige Zeit an der Börse einstellen, die Jahresendrally könnte in diesem Jahr ausfallen", sagte Stratege Jürgen Molnar von RoboMarkets.

Der offene Machtkampf bei den Republikanern im US-Repräsentantenhaus und die Absetzung des bisherigen Vorsitzenden Kevin McCarthy verunsicherte die Anlegern ebenfalls. Das blockiert unter anderem die ohnehin schwierigen und zeitkritischen Verhandlungen mit dem Senat über einen endgültigen Haushalt. "Für die Börsen kommt damit in der ohnehin schon schwierigen Zeit ein weiterer Belastungsfaktor dazu", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.

AUSVERKAUF AM RENTENMARKT TREIBT RENDITEN AUF MEHRJAHRESHOCH

Für Nervosität sorgte auch der anhaltende Zinsanstieg an den Anleihemärkten. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe kletterte bis auf 3,024 Prozent und stand so hoch wie seit zwölf Jahren nicht mehr. Die Verzinsung der US-Treasuries gleicher Laufzeit zog auf 4,884 Prozent an, die 30-jährigen Papiere rentierten mit fünf Prozent so hoch wie seit August 2007 nicht mehr. Ausgangspunkt des Ausverkaufs bei Staatsanleihen und den im Gegenzug steigenden Renditen sei noch immer die überraschend robuste Verfassung der US-Wirtschaft, gekoppelt mit hawkishen Signalen von der US-Notenbank, erläuterte Rentenexperte Elmar Völker von der LBBW. "Bei den langlaufenden Staatsanleihen scheint sich die Entwicklung aber zunehmend von konkreten fundamentalen Fakten zu entkoppeln und in einen Negativrausch überzugehen." Dies gelte vor allem für den Euroraum, denn die jüngsten Inflationsdaten und die anhaltend düstere konjunkturelle Lage sollten eigentlich die Rentenkurse stützen.

Der niedrige Euro-Kurs spiegele indes die Unsicherheit und die Flucht in den vermeintlich sicheren Hafen Dollar wider, sagte Stratege Molnar. Die Gemeinschaftswährung stand mit 1,0450 Dollar so tief wie seit sechseinhalb Monaten nicht mehr.

SAS VOR BÖRSENRÜCKZUG - SANDOZ STARTET AN ZÜRICHER BÖRSE

Energiewerte erholten sich nach ihren jüngsten Verlusten. Zu den größten Dax-Gewinnern zählten die Energiekonzerne RWE und E.ON mit bis zu 1,7 Prozent. Aktien der britischen Supermarktkette Tesco verteuerten sich nach Anhebung der Gewinnprognose um rund 2,5 Prozent. Der Kerngewinn kletterte im Halbjahr um 13,5 Prozent und damit stärker als erwartet.

Aktien von Fresenius Medical Care verloren im MDax rund fünf Prozent. Händler verwiesen darauf, dass sich der Geschäftsbereich Fresenius Vascular Care mit einer Beschwerde von Anwälten der US-Bundesstaaten New York, Georgia und New Jersey konfrontiert sehe. Dabei gehe es um die Behandlung von Patienten mit schweren Nierenerkrankungen.

Die Aktien von SAS stürzten an der Stockholmer Börse um 96 Prozent auf 0,0108 Kronen ab. Die skandinavische Fluggesellschaft hatte am Dienstagabend mitgeteilt, nach dem Konkursverfahren neben dem dänischen Staat die Investmentfirma Castlelake und die Airline Air France-KLM als neue Eigner zu bekommen. Im Zuge dessen soll SAS dann von der Stockholmer Börse genommen werden.

Anleger schauten auch auf den größten Neuzugang an der Schweizer Börse seit 2019. Der Schweizer Generika-Hersteller Sandoz startete zu 24 Franken mit einem Unternehmenswert von elf Milliarden Dollar in den Börsenhandel. Im Verlauf rutschten die Aktien des vom Pharmakonzern Novartis abgespaltenen Unternehmens allerdings bis auf 22,70 Franken.

(Bericht von Anika Ross, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)