Reuters

Umfrage - Deutsche Autozulieferer können höhere Kosten oft nicht weitergeben

04.10.2023
um 11:37 Uhr

Berlin (Reuters) - Viele deutsche Autozulieferer rechnen einer Umfrage zufolge im laufenden Jahr mit steigenden Kosten - können diese aber oft kaum weitergeben.

Fast drei von vier Betrieben gehen 2023 von höheren Aufwendungen aus, 30 Prozent erwarten Steigerungen von mehr als zehn Prozent, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Kantar-Umfrage für die Unternehmensberatung FTI-Andersch hervorgeht. Die Unternehmen in der Autobranche können demnach im Schnitt nur 43 Prozent der Kostensteigerungen an ihre Kundschaft weiterreichen. Dies ist die geringste Quote der untersuchten Branchen. Zudem könnten fast ein Viertel der befragten Unternehmen aus der Autoindustrie nur höchstens 20 Prozent der Kosten weitergeben. Während im produzierenden Gewerbe allgemein immerhin 38 Prozent der Unternehmen 61 bis 100 Prozent der Steigerungen weiterreichen konnten, seien dies in der Autobranche nur 23 Prozent. "Die Zahlen verdeutlichen, dass eine signifikante Minderheit nach wie vor größere Probleme bei der Eindämmung der Preissteigerungen hat", sagte Auto-Experte Heiko Rauscher von FTI-Andersch. "Viele sind in Gefahr, was ihre Liquidität angeht."

Als Folge davon peilen 30 Prozent der befragten Unternehmen aus der Autoindustrie einen Einstellungsstopp an. Fast alle wollen Beschaffungskosten reduzieren und neun von zehn die Energieeffizienz verbessern. Etwa 40 Prozent wollen Investitionen verschieben oder sogar stoppen. Mit dem Verlagern von Geschäftigen in Niedriglohnländer beschäftigen sich nur 13 Prozent der Unternehmen im Autobereich und 24 Prozent über alle Branchen hinweg.

Die Zahlen verdeutlichten die operativ-finanziellen Probleme bei vielen Autozulieferern, sagte Ralf Winzer, Vorstand und Senior Partner bei FTI-Andersch. "Die strategische Krise wird deutlich tiefer werden und nimmt jetzt gerade an Fahrt auf." Denn ob die deutschen Firme die Absatzzahlen der Vergangenheit wieder erreichen könnten, "das steht in den Sternen und wirkt gerade eher unwahrscheinlich". Einige konzentrierten sich bereits auf kleinere Stückzahlen mit höherer Profitabilität. "In China stoßen gerade viele an ihre Grenzen." Die deutschen Firmen müssten sich neue Kundenstrukturen erschließen. Hier sei etwa mehr Geschäft in Nordamerika für viele Betriebe eine interessante Option.

(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)