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EZB-Vize - Großer Teil der Wirkungen des Straffungskurses steht noch aus

04.10.2023
um 15:22 Uhr

Limassol (Reuters) - Ein großer Teil des bisherigen Straffungskurses der EZB hat aus Sicht von EZB-Vizepräsident Luis de Guindos die Wirtschaft noch gar nicht erreicht.

"Es wird erwartet, dass ein erheblicher Teil der Übertragung von Finanzierungsbedingungen auf die Realwirtschaft noch in der Pipeline ist, wobei es zu längeren Verzögerungen kommt", sagte der Stellvertreter von EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Mittwoch auf einer Konferenz in Limassol auf Zypern. Dies unterstreiche die Notwendigkeit für die Europäische Zentralbank (EZB), weiter datenabhängig vorzugehen bei der Bestimmung des richtigen Niveaus und der Dauer ihres Straffungskurses.

Die EZB hat seit Sommer 2022 im Kampf gegen die Inflation die Zinsen bereits zehn Mal in Serie angehoben, zuletzt Mitte September um einen viertel Prozentpunkt. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt damit inzwischen bei 4,00 Prozent - das höchste Niveau seit 1999. An den Börsen wird davon ausgegangen, dass die EZB aufgrund der aktuellen Konjunkturschwäche im Euro-Raum im Rest des Jahres die Füße still halten wird. Bis Juli 2024 wird am Finanzmarkt sogar mit einer ersten Zinssenkung gerechnet.

Aus Sicht von de Guindos wird die aktuelle wirtschaftliche Schwächephase in der 20-Länder-Gemeinschaft vorerst anhalten. "Die Wirtschaftstätigkeit stagnierte in der ersten Jahreshälfte weitgehend und dürfte auch in den kommenden Monaten gedämpft bleiben", sagte er. Eine schwächere Auslandsnachfrage und scharfe Finanzierungsbedingungen dämpften das Wachstum, vor allem in der Industrie. Der Dienstleistungssektor, der sich bisher als widerstandsfähig erwiesen habe, beginne nun, sich ebenfalls abzuschwächen.

(Bericht von Michael Kambas; Bearbeitet von Franbk Siebelt; Redigiert von redigiert Sabine Ehrhardt; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)