Reuters

Jede elfte Firma will Büroflächen wegen Homeoffice verkleinern

04.10.2023
um 15:22 Uhr

Berlin (Reuters) - Jedes elfte Unternehmen in Deutschland will wegen des Trends zum Homeoffice seine Büroflächen verkleinern.

9,1 Prozent planen dies, wie das Münchner Ifo-Institut am Mittwoch zu seiner Firmenumfrage mitteilte. "Die überwältigende Mehrheit der Unternehmen lässt ihre Büroflächen unverändert", sagte Ifo-Experte Simon Krause. In einzelnen Branchen sei der Anteil der Firmen, die ihre Büros wegen der inzwischen etablierten Heimarbeit verkleinern wollen, allerdings sehr hoch - mit bis zu 40 Prozent. "Homeoffice führt also zu einem leichten Rückgang der Nachfrage nach Büroflächen und setzt damit den Immobilienmarkt unter Druck", fasste Krause die Umfrage zusammen.

Dieser leidet wegen gestiegener Zinsen und Baukosten ohnehin. "Mittelfristig dürfte der Trend zum mobilen Arbeiten und vor allem die Folgen des demografischen Wandels zu einem Rückgang der landesweiten Büroflächennachfrage in einer Größenordnung von zehn bis 15 Prozent führen", sagte Immobilienanalyst Sebastian Schnejdar. Das wiederum könne eine "anhaltende Seitwärtsbewegung bei der Preisentwicklung am deutschen Büroimmobilienmarkt" nach sich ziehen. Die bisher beobachtbaren Preisrückgänge von knapp zehn Prozent im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum seien überwiegend auf den massiven Anstieg des Zinsniveaus zurückzuführen. "Auch für das Gesamtjahr 2023 erwarten wir fallende Büroimmobilienpreise auf den aktuellen Niveaus", sagte Schnejdar. 2024 dürfte ein weiterer leichter Preisrückgang von 3,5 Prozent folgen. Bislang sei das Angebot an Büroflächen vor allem in den Metropolen noch knapp, trotz des Trends zum mobilen Arbeiten und der schwachen Konjunktur.

GROSSE UNTERSCHIEDE

Hinter den Durchschnittszahlen beim geplanten Abbau von Büroflächen vergeben sich dem Ifo-Institut zufolge große Unterschiede. Im Dienstleistungssektor liegt der Anteil bei 11,9 Prozent, in der Industrie bei 8,1 Prozent. Besonders viele Unternehmen, die ihre Büros wegen Homeoffice verkleinern wollen, finden sich in der Automobilbranche (37,5 Prozent), bei den Bekleidungsherstellern (18,6), in der Rundfunkbranche (40,3), in der IT-Branche (21,0), bei den Informationsdienstleistern (28,4) sowie in Werbung und Marktforschung (34,8). Im Handel (3,7 Prozent) und im Bauhauptgewerbe (1,9 Prozent) beabsichtigen nur wenige Firmen eine Verringerung ihrer Büroflächen. Verkleinerungen werden den Angaben zufolge insbesondere in Branchen geplant, in denen Homeoffice intensiv genutzt wird.

Das Ifo-Institut erfasst seit mehr als einem Jahr eine konstante Homeoffice-Quote von einem Viertel der Beschäftigten. "Nach der Pandemie ist klar: Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben", sagte Krause. Viele Unternehmen hätten bereits reagiert und ihre Büros an die neuen Arbeitsmodelle adaptiert, etwa durch die Einführung von geteilten Schreibtischen und mehr Räume für persönlichen Austausch an den Präsenztagen. "Andere Firmen planen die Anpassung in den kommenden Jahren, wenn die meist langfristig abgeschlossenen Büro-Mietverträge auslaufen."

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Ralf Banser - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)