Reuters

Baerbock mahnt schnelle Heranführung von Westbalkan an EU an

06.10.2023
um 11:02 Uhr

Tirana/Berlin (Reuters) - Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat auch vor dem Hintergrund der jüngsten Spannungen im Kosovo eine schnellere Heranführung der Staaten des westlichen Balkans an die Europäische Union angemahnt.

Es sei ein Anliegen der Bundesregierung, "dass wir die Integration des westlichen Balkans in die Europäische Union beschleunigen", sagte Baerbock am Freitag vor Beratungen des sogenannten Berliner Prozesses in der albanischen Hauptstadt Tirana. Zugleich betonte die Grünen-Politikerin aber: "Es kann den Weg in die Europäische Union nur gemeinsam geben, es kann ihn nur geben in gegenseitigem Respekt, der territorialen Integrität."

Der Berliner Prozess war bereits 2014 damals unter Bundeskanzlerin Angela Merkel ins Leben gerufen worden und soll die regionale Integration der sechs Westbalkan-Staaten und deren Heranführung an die Europäischen Union fördern. Neben Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Nordmazedonien, Montenegro und Serbien gehören zusammen mit Deutschland weitere EU-Staaten wie etwa Frankreich zu der Gruppe. Den Beratungen der Außenministerinnen und Außenminister am Freitag soll ein Gipfel der Staats- und Regierungschefs der teilnehmenden Staaten am 16. Oktober ebenfalls in Tirana folgen.

Einen Rückschlag für den Prozess gab es jüngst wegen neu aufgeflammter Spannungen zwischen Kosovo und Serbien. Baerbock bedauerte, dass man in Sicherheitsfragen einen "Backlash" erleben habe müssen. Sie betonte, "dass man nur in Sicherheit, Freiheit und in einem friedlichen Miteinander hier eine starke Region schaffen kann". Die Außenminister Serbiens und des Kosovo sollten an den Beratungen in Tirana am Freitag teilnehmen. Die Vertreterin des Kosovo, Donika Gervalla-Schwarz, warnte in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk, die Gefahr eines neuen Balkan-Krieges sei so groß wie seit 30 Jahren nicht mehr.

Die Spannungen zwischen Serbien und Kosovo haben seit dem 24. September zugenommen, als rund 30 bewaffnete Serben eine kosovarische Polizeistation im Norden des Landes überfielen. Serbien hat im Zuge der Entwicklungen seine Truppen an der Grenze zum Kosovo verstärkt. Kosovo hatte 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt. Das wird weder von der Regierung in Belgrad noch von der serbischen Minderheit im Kosovo anerkannt. Über 90 Prozent der Bevölkerung des Kosovo sind ethnische Albaner. Im Norden des Landes stellen allerdings die Serben die Mehrheit.

(Bericht von Alexander Ratz; Redigiert von Sabine Ehrhardt; Bei Rückfragen wenden Sie sich an berlin.newsroom@tr.com)