Berlin (Reuters) - BMW-Finanzchef Walter Mertl warnt vor der Einführung von Strafzöllen auf chinesische Fahrzeuge in der EU und fürchtet Gegenmaßnahmen in der Volksrepublik.
Diese hätten vermutlich größere Auswirkungen als die Strafzölle selbst, sagte Mertl am Freitag. "Das wird alle treffen, die auch in China Geschäfte machen." Die Geschichte zeige, dass es häufig nicht bei einseitigen Zöllen bleibe, sondern häufig Gegenreaktionen kämen, die weitaus größere Auswirkungen hätten. Geschützt seien nur die Unternehmen, die keine Geschäfte im anderen Land machten. "Aber für den ganzen Rest kann die Gegenreaktion wie ein Bumerang größer sein, als man es sich ursprünglich vorgestellt hat."
Die EU-Kommission sieht die heimische Autobranche durch billige Elektroautos aus China in Gefahr und prüft deswegen Anti-Dumping-Zölle. Die Untersuchung dürfte gut ein Jahr dauern. Die Regierung in Peking kritisiert diesen Schritt hart. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) äußerte sich besorgt über einen Handelskrieg, auch aus der Autoindustrie kamen Plädoyers für Freihandel. Für BMW und die anderen deutschen Autobauer ist China inzwischen der wichtigste Einzelmarkt; BMW exportiert zudem den iX3 aus der Volksrepublik nach Europa, ab kommendem Jahr kommt der elektrische Mini dazu. Die französischen Autobauer Renault und Stellantis wären nach Einschätzung der Experten von Bernstein Research dagegen die Gewinner des EU-Vorstoßes, weil sie von einem geringeren Wettbewerb auf dem europäischen Markt profitieren würden. Zugleich sei die Gefahr geringer, unter Gegenmaßnahmen zu leiden, weil sie kaum Geschäfte in China machten.
Zum Geschäft in China äußerte sich Mertl zuversichtlich. Im ersten Halbjahr habe der Absatz stärker zugelegt als der Markt insgesamt, und es sehe so aus, als ob BMW sich weiterhin besser entwickle als der Gesamtmarkt. "Unsere Auftragseingänge in Europa sind positiv, gerade bei Elektroautos." Insgesamt dürfte der Absatz weltweit im dritten Quartal und in den ersten neun Monaten um mehr als fünf Prozent zugelegt haben. "Wir werden gute Zahlen präsentieren können", betonte Mertl. BMW legt Anfang November die Zahlen zum dritten Quartal vor. Im Sommer hatten die Münchner ihre Prognose für den Absatz und die Rendite angehoben.
(Bericht von Christina Amann und Victoria Waldersee, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)