Reuters

Experten - Börsen könnten neues geopolitisches Risiko haben

09.10.2023
um 08:17 Uhr

New York (Reuters) - Der Ausbruch der Gewalt in Israel wird nach Einschätzung von Finanzmarkt-Experten wahrscheinlich zu einem Run auf sichere Anlagen führen.

"Dies ist ein gutes Beispiel dafür, warum man Gold in seinem Portfolio braucht", sagte Peter Cardillo, Chefvolkswirt bei Spartan Capital Securities. "Es ist eine perfekte Absicherung gegen internationale Turbulenzen." Auch der Dollar werde von der Entwicklung profitieren. "Immer wenn es internationale Unruhen gibt, wird der Dollar stärker." Zudem könne die Nachfrage nach US-Staatsanleihen steigen.

"Es scheint, dass die Wall Street ein neues geopolitisches Risiko hat, nachdem Israel der Hamas den Krieg erklärt hat", sagte Edward Moya, Marktanalyst bei Oanda in New York. Die unmittelbaren Auswirkungen auf die Finanzmärkte dürften aber auf die Zuflüsse in sichere Häfen beschränkt bleiben.

Brian Jacobsen, Chefökonom bei Annex Wealth Management, sagte, wie groß die Marktbewegungen sein würden, werde auch davon abhängen, wie lange der Konflikt anhalte und ob zusätzliche Seiten hineingezogen würden. Der Ölpreis dürfte allerdings weitgehend stabil bleiben. "Entscheidend wird sein, wie Saudi-Arabien reagiert", sagte Jacobsen. Die USA hatten zuletzt mit daran gearbeitet, die Beziehungen zwischen Israel und Saudi-Arabien zu normalisieren. Ein Motiv der Hamas für den Angriff auf Israel könnte nach Einschätzung Washingtons darin liegen, eine solche Annäherung zu verhindern.

David Kotok von Cumberland Advisors in Sarasota, Florida, sagte, die Situation sei besorgniserregend, da die USA durch das nicht funktionsfähige Repräsentantenhaus geschwächt seien. Die Republikaner sind auf der Suche nach einem Nachfolger für den dort entmachteten Sprecher Kevin McCarthy und es droht erneut ein Shutdown, der die Bundesbehörden lähmt. "Ich bin sehr besorgt", sagte Kotok. Es könne nach dem Hamas-Angriff zu weiteren schweren Vorkommnissen kommen, die die Entschlossenheit der USA und ihre Verteidigungsfähigkeit erfordern würden. Diese seien derzeit durch die Lage in Washington aber geschwächt.

Die Börse in Tel Aviv war am Sonntag wegen des Angriffs der Hamas und den darauf folgenden Militärschlägen Israels um rund sieben Prozent abgesackt.

(Bericht von Megan Davies, geschrieben von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)