Wien (Reuters) - Der österreichische Stromkonzern Verbund sieht in Wasserstoff einen wichtigen Energieträger der Zukunft und steht mit weiteren Investitionen in den Startlöchern.
Um loslegen zu können, brauche es aber zeitnah rechtliche Rahmenbedingungen, sagte Vorstandschef Michael Strugl in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. "Wasserstoff wird eine Rolle spielen im Energiesystem der Zukunft und für uns ist es eine logische Verlängerung der Wertschöpfung: Grüner Strom für grünen Wasserstoff." So wie für das Gasnetz, brauche es aber auch für das Wasserstoffnetz regulatorische Vorgaben. "Ich hoffe, dass das bald kommen wird. Auf europäischer Ebene gibt es bereits Ansätze, aber wir brauchen es auch national". Der Verbund ist nach eigenen Angaben einer der größten Erzeuger von Strom aus Wasserkraft in Europa. Das Unternehmen betreibt in Österreich und Bayern rund 130 Wasserkraftwerke.
Österreichs größter Stromkonzern hat bereits gemeinsam mit dem Linzer Stahl- und Verarbeitungskonzern Voestalpine eine Wasserstoff-Elektrolyseanlage gebaut, die nach einer Pilotphase 2019 in Betrieb ging. Nach Unternehmensangaben werden dort mit einer Leistung von sechs Megawatt bis zu 1200 Kubikmeter grüner Wasserstoff pro Stunde produziert. Darüber hinaus gebe es weitere Projekte. "In einer längeren Perspektive gehen wir davon aus, dass die Mengen, die benötigt werden, importiert werden müssen", sagte Strugl. Dies gelte nicht nur für Österreich, sondern für ganz Europa. "Daher glauben wir, dass so was wie eine Wasserstoffwirtschaft entstehen wird". Der Verbund-Chef geht davon aus, dass Wasserstoff etwa bei der Dekarbonisierung von Schwerindustrien, wie Stahl, Raffinerien, Chemie oder Zement eine Rolle spielen wird. Derzeit würden die Investitionen in diesem Bereich noch eine untergeordnete Rolle spielen. In Zukunft soll sich das ändern. Notwendig wäre unter anderem, das bestehende Gasleitungsnetz für den Transport von Wasserstoff umzurüsten. Möglich wäre dies mit Parallelsträngen zur bestehenden Gasleitung. "Für die Investitionen brauchen wir aber Rechtssicherheit."
(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)