Reuters

Studie zu Ängsten der Deutschen - Sorge um Überforderung durch Migration

12.10.2023
um 11:17 Uhr

Berlin (Reuters) - In Deutschland sorgen sich die Menschen zunehmend darüber, dass der Staat durch Geflüchtete überfordert sein könnte.

Die größten Ängste der Deutschen seien zwar hohe Inflation, zu teurer Wohnraum und Sparpakete der Regierung, wie die R+V Versicherung zu einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage unter rund 2400 Personen mitteilte. Am stärksten stieg in diesem Jahr allerdings die Sorge, dass die Zahl der Geflüchteten die Deutschen und ihre Behörden überfordert. Hier ging es zum Vorjahr um elf Prozentpunkte nach oben auf 56 Prozent. "Bisher war diese Angst im Osten immer deutlich größer als im Westen. Das ändert sich in diesem Jahr", heißt es in der Studie. In Westdeutschland kletterte diese Sorge um 13 Prozentpunkte, in Ostdeutschland bleibe sie unverändert.

"Aus einer überwiegend ostdeutschen Sorge ist damit ein Thema geworden, das die Menschen überall in Deutschland gleichermaßen bewegt", sagte die Politikwissenschaftlerin Isabelle Borucki von der Universität Marburg. "Die Befragten haben Angst, dass die Integration nicht gelingt." Diese Entwicklung müsse die Politik ernst nehmen und Lösungen aufzeigen, "damit Migration als Chance und nicht als Bedrohung erlebt wird". Zugleich stieg die Angst, dass das Zusammenleben zwischen Deutschen und hier lebenden Migrantinnen und Migranten durch weiteren Zuzug aus dem Ausland beeinträchtigt wird.

Trotz des klaren Anstiegs bleiben diese beide Sorgen ganz deutlich unter ihren Höchstwerten von 2016. Zum Höhepunkt der damaligen Flüchtlingswelle fürchteten zwei von drei Befragten, dass der Staat überfordert ist und es durch den weiteren Zuzug von Ausländerinnen und Ausländern zu Spannungen kommt.

DIE DREI GRÖSSTEN SORGEN DREHEN SICH UM GELD UND FINANZEN

Die größte Angst der Deutschen ist zum zweiten Mal in Folge die hohe Inflation (65 Prozent). "Die Menschen fühlen sich in ihrer Existenzgrundlage bedroht und sehen ihren Lebensstandard gefährdet. Das schürt Abstiegsängste", sagte Borucki. Die Angst vor höheren Lebenshaltungskosten dominiert die repräsentative Langzeitstudie regelmäßig. Seit 1992 führt sie häufiger als jedes andere Thema das Ranking an: Die Furcht vor steigenden Preisen belegte 13-mal Platz eins und siebenmal Platz zwei.

Aktuell zweitgrößte Angst mit 60 Prozent ist, dass Wohnen unbezahlbar wird. "Für die einen zerschlägt sich angesichts steigender Zinsen und Baukosten der Traum vom Eigenheim, für die anderen wird die monatliche Miete zur immer größeren Belastung." 57 Prozent der Befragten fürchten, dass der Staat wegen mauer Haushaltslage dauerhaft Steuern erhöht oder Leistungen kürzt.

Beim Thema Arbeitslosigkeit bleiben die Deutschen trotz Rezession eher entspannt. Nur ein Drittel befürchtet, dass bundesweit die Arbeitslosenzahlen steigen. Und nur jede oder jeder Vierte hat Angst, den eigenen Job zu verlieren. 2022 erreichte diese Sorge mit 22 Prozent den niedrigsten Stand seit Beginn der Studie vor 31 Jahren.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Rene Wagner - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)