Reuters

EZB-Protokoll - Enge Entscheidung zwischen Anhebung oder Pause auf Zinssitzung

12.10.2023
um 15:32 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die EZB hat auf ihrer jüngsten Zinssitzung hart um die zehnte Anhebung der Schlüsselsätze in Serie gerungen.

Wie aus dem Protokoll des September-Treffens hervorgeht, das die Euro-Notenbank am Donnerstag in Frankfurt veröffentlichte, war dies eine schwierige Entscheidung. "In Anbetracht der großen Unsicherheit betonten Teilnehmer, dass die Entscheidung zwischen einer Zinserhöhung und einer Zinspause eine knappe Angelegenheit sei und dass auch taktische Überlegungen eine Rolle spielten," hieß es in der Mitschrift. Den Währungshütern hätten Simulationen, Experten-Umfragen und Börseneinschätzungen vorgelegen, nach denen ein Einlagensatz von 3,75 bis 4,00 Prozent damit übereinstimme, die Inflation wieder auf die Zielmarke von zwei Prozent zurückzudrängen, solange dieses Zinsniveau dann hinreichend lange beibehalten werde.

Die Euro-Wächter hoben schließlich den am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, um 0,25 Prozentpunkte an. Er liegt damit inzwischen bei 4,00 Prozent. Das ist das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion 1999. Die nächste Zinssitzung der EZB ist am 26. Oktober.

Obwohl die Entscheidung eine knappe Angelegenheit gewesen sei, habe schließlich eine solide Mehrheit auf der Sitzung eine Erhöhung um einen viertel Prozentpunkt unterstützt, hieß es in der Niederschrift. Währungshüter hätten auch darauf hingewiesen, dass eine Zinspause womöglich riskieren würde, dass dies als Schwächung der Entschlossenheit der EZB ausgelegt werden könnte - vor allem in einer Zeit mit Inflationsraten von über fünf Prozent. Im August hatte die Teuerung im Euroraum noch bei 5,2 Prozent gelegen. Die Augustdaten zur Inflation waren die jüngsten Monatsdaten, die den Euro-Wächtern zur Sitzung vorlagen. Inzwischen ist die Inflationsrate im September auf 4,3 Prozent zurückgegangen.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Sabine Ehrhardt Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)