Reuters

Chinas Wirtschaft ohne Schwung - Exportmotor stottert, Preise stagnieren

13.10.2023
um 09:57 Uhr

Peking (Reuters) - Trotz Stützungsmaßnahmen der Regierung in Peking bleibt der erhoffte Konjunkturaufschwung in China aus.

Der Exportmotor stottert weiter und auch die Gefahr einer Deflation ist angesichts stagnierender Verbraucherpreise nicht gebannt, wie aus den am Freitag veröffentlichten offiziellen Zahlen zum Außenhandel und den Verbraucherpreisen im Reich der Mitte abzulesen ist. Als Lichtblick gilt jedoch, dass sich die Talfahrt der Außenwirtschaft verlangsamt hat. Im- und Exporte sind den Daten der Zollbehörde zufolge im September um jeweils 6,2 Prozent geschrumpft. Im August waren die Ausfuhren um 8,8 Prozent und die Importe um 7,3 Prozent gefallen.

Die Geschwindigkeit des Schrumpfkurses nahm somit den zweiten Monat infolge ab. Daher gelten die aktuellen Exportzahlen als ein Zeichen für eine allmähliche Stabilisierung der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten hatten bei den Exporten einen Rückgang um 7,6 Prozent zum Vorjahresmonat und ein Minus von sechs Prozent bei den Importen erwartet.

Chinas Regierung und die Notenbank haben in den vergangenen Monaten eine Reihe von Konjunkturstützen beschlossen, um die in der Corona-Krise gebeutelte Wirtschaft zu stabilisieren. Doch eine anhaltende Immobilienkrise und die maue Weltwirtschaft bremsen die Konjunktur weiter. Dass die Talfahrt des Exportgeschäfts in China nun etwas gebremst werden konnte, gilt zumindest als Hoffnungszeichen: "Es mehren sich die Anzeichen dafür, dass der zyklische Aufschwung im globalen Elektroniksektor dazu führt, dass der Welthandel seinen Tiefpunkt erreicht, und Chinas Handelsdaten sind das jüngste Anzeichen", sagte Xu Tianchen, leitender Ökonom bei Economist Intelligence Unit. Dies gebe Anlass zu Optimismus.

Allerdings ist Chinas Handel laut Zollverwaltung immer noch mit einem "komplexen und schwierigen" externen Umfeld konfrontiert. So gingen die Ausfuhren in die Asean-Staaten, zu denen unter anderen Indonesien und Singapur gehören, im September im Vergleich zum Vormonat weiter zurück. Die Vereinigung südostasiatischer Länder (Asean) ist wegen der zunehmenden Spannungen mit den USA und Europa zum größten Handelspartner der Volksrepublik geworden.

PREISE STEIGEN NICHT

Chinas Wirtschaft hat ab dem zweiten Quartal nach einem kurzen Aufschwung nach der Corona-Krise an Schwung verloren. Die Regierung hat sich für dieses Jahr ein für chinesische Verhältnisse eher moderates Wachstumsziel von rund fünf Prozent gesetzt. 2022 war die Wirtschaft belastet von strikten Corona-Lockdowns und der Immobilienkrise mit drei Prozent so langsam gewachsen wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

Medienberichten zufolge könnte es zu neuen Konjunkturhilfen kommen. Denn die Deflationsgefahr ist offenbar nicht gebannt. Bei einem solchen Preisverfall auf breiter Ebene kommt eine Abwärtsspirale in Gang, bei der sich Verbraucher in Erwartung immer weiter sinkender Preise mit Käufen zurückhalten, was Umsatz, Gewinn und Investitionen der Unternehmen drückt. Als schlechtes Omen gilt, dass die Verbraucherpreise im September überraschend stagnierten. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Anstieg von 0,2 Prozent zum Vorjahresmonat gerechnet.

Dass die Gefahr noch nicht gebannt ist, lässt sich auch an den Erzeugerpreisen ablesen: Diese gaben im September um 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat nach, nachdem es im August sogar ein Minus von 3,0 Prozent gegeben hatte. In der Statistik werden die Preise ab Fabriktor geführt - also bevor die Erzeugnisse weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Sie lassen damit früh Rückschlüsse auf die Entwicklung der Verbraucherpreise zu.

(Bericht von Joe Cash, Liangping Gao and Ellen Zhang, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)