Reuters

Baerbock appelliert an Hamas - "Lassen Sie diese Menschen frei"

13.10.2023
um 15:57 Uhr

Berlin/Netiwot (Reuters) - Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat die radikal-islamische Hamas aufgefordert, das Leben der Geiseln im Gazastreifen zu verschonen.

"Lassen Sie diese unschuldigen Menschen... frei", sagte Baerbock am Freitag bei einem Besuch in Netiwot im Süden Israels. "Ich appelliere an all diejenigen, die über direkte Gesprächskanäle und Kontakte verfügen, sich für die Freilassung dieser unschuldigen Menschen... einzusetzen", fügte Baerbock bei einer Pressebegegnung mit dem israelischen Außenminister Eli Cohen hinzu.

Der Hamas warf Baerbock vor, letztlich alle Menschen im Gazastreifen als Geiseln genommen zu haben. "Das Vorgehen der Hamas ist durch nichts zu rechtfertigen", sagte die Grünen-Politikerin. "In ihrem perfiden Kalkül verschanzt sich Hamas jetzt hinter weiteren unschuldigen Menschen und missbraucht auch diese in Gaza als Schutzschilde." Ihre Tunnel, ihre Waffenlager, ihre Kommandozentralen befänden sich ganz bewusst in Wohnhäusern, Supermärkten, Universitäten und womöglich auch in Krankenhäusern. "Das stellt alle, die den Terror bekämpfen wollen, vor unglaubliche Herausforderungen."

Israel nehme wie andere Demokratien das humanitäre Gebot, den Schutz der Zivilbevölkerung, ernst. "Das unterscheidet uns Demokratien von Terroristen, und deshalb sind wir stärker", sagte Baerbock. Erwartet wird eine Bodenoffensive der israelischen Streitkräfte mit unvorhersehbaren Folgen für die Zivilbevölkerung. Sie sei mit den Vereinten Nationen, aber auch mit Ägypten im Gespräch, um sichere Räume für die Zivilbevölkerung zu schaffen, sagte Baerbock. Darüber habe sie auch mit Cohen gesprochen. Der Terror der Hamas helfe keinem Palästinenser, er richte sich auch gegen die Palästinenser selbst. Hamas wolle in der ganzen Region einen Flächenbrand auslösen. Dies gelte es nun zu verhindern.

Baerbock führte in Netiwot auch Gespräche mit Angehörigen deutscher Geiseln, die von der Hamas in den Gazastreifen verschleppt worden waren. Für deren Freilassung "werden wir jeden Tag weiterverhandeln", sagte Baerbock. Im Gazastreifen befinden sich rund 150 Geiseln, darunter soll eine Zahl von Deutschen im einstelligen Bereich sein. Schließlich wollte sich Baerbock auch ein Bild über die Evakuierung deutscher Staatsbürger aus Israel verschaffen. Für Freitag waren dafür vier weitere Sonderflüge der Lufthansa vorgesehen.

BUNDESWEHR STEHT FÜR EVAKUIERUNGEN BEREIT

In Berlin sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts, es gebe Gespräche mit der Lufthansa über weitere Sonderflüge aus Israel am Samstag und Sonntag. Für Sonntag seien zudem zwei Flüge der Condor aus Jordanien geplant. Am Donnerstag habe man damit sowie über eine Fährverbindung nach Zypern rund 950 Deutschen die Ausreise ermöglicht. Auf der Liste des Auswärtigen Amtes seien derzeit noch 4500 Personen gemeldet, sagte der Sprecher. Für einen Flug fällt eine Gebühr von 300 Euro pro Person an, das Auswärtige Amt steuert eigenen Angaben pro Person 250 Euro bei.

Für den Fall einer Eskalation steht auch die Bundeswehr in Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt bereit, deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger aus Israel nach Deutschland zu bringen. Es würden Vorbereitungen getroffen, um bei einem Ausfall des zivilen Flugbetriebs aus Israel sicherzustellen, dass die Evakuierungen fortgesetzt werden könnten, teilte die Bundeswehr mit.

(Bericht von Alexander Ratz, Mitarbeit Andreas Rinke; redigiert von Kerstin Dörr; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)