Reuters

Chinesische Zentralbank pumpt Milliarden ins Bankensystem

16.10.2023
um 09:12 Uhr

Shanghai (Reuters) - Die chinesische Zentralbank flutet das heimische Bankensystem mit frischem Geld.

Um die Geldhäuser ausreichend zu versorgen, werden mittelfristige Kreditfazilitäten (MLF) im Wert von 789 Milliarden Yuan (104 Mrd Euro) bereitgestellt, wie die Notenbank am Montag in Peking mitteilte. Da zugleich Kredite im Wert von 500 Milliarden Yuan an die Zentralbank zurückgezahlt werden müssen, pumpt sie unter dem Strich 289 Milliarden Yuan an frischem Geld in das Bankensystem - die größte derartige Geldspritze seit fast drei Jahren.

"Die Zentralbank möchte Liquidität bereitstellen, um den Stress auf dem Markt zu lindern", sagte Analyst Stone Zhou vom Finanzhaus UOB China. In diesem Monat müssen zahlreiche chinesische Kommunen neue Anleihen auflegen, um ausstehende Verbindlichkeiten zu begleichen. Schätzungen zufolge könnte die Emission solcher Anleihen in diesem Jahr mindestens eine Billion Yuan erreichen.

Angesichts der anhaltenden Wirtschaftsflaute haben die Währungshüter den Banken bereits mehr Spielraum bei der Kreditvergabe eingeräumt. Die Währungshüter beschlossen im September, den Reservesatz für Geschäftsbanken (RRR) um einen Viertelprozentpunkt zu senken. Es war bereits die zweite Senkung dieses Schlüsselsatzes in diesem Jahr. Die Zentralbank stützt damit die maue Konjunktur: Je geringer der RRR ist, desto mehr Spielraum haben die Banken zur Vergaben von Darlehen.

Die Konjunktur kommt jedoch insgesamt nicht so in Gang, wie von der Regierung in Peking nach der Aufhebung der strikten Corona-Restriktionen gegen Ende vorigen Jahres erhofft. China leidet unter der schwachen Auslandsnachfrage - der Exportmotor stottert. Hinzu kommt eine steigende Arbeitslosigkeit und ein schwächelnder Konsum. Die Regierung hat bereits mehrere Konjunkturspritzen gesetzt - von der Ankurbelung der Nachfrage von Autos und Haushaltsgeräten über die Lockerung einiger Immobilienbeschränkungen bis hin zur Unterstützung des Privatsektors.

(Büro Shanghai, geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Reinhard Becker. - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)