Reuters

Sinkende Großhandelspreise signalisieren weniger Inflationsdruck

16.10.2023
um 09:47 Uhr

Berlin (Reuters) - Dank sinkender Preise im Großhandel und in der Landwirtschaft können die deutschen Verbraucher auf weniger Inflation hoffen.

Die Preise im Großhandel fielen im September wegen günstigerer Energie um durchschnittlich 4,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das ist der sechste Rückgang und zugleich der stärkste seit Mai 2020, als der Ausbruch der Corona-Pandemie auch für ökonomische Verwerfungen sorgte, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Von August auf September zogen die Großhandelspreise dagegen leicht an, und zwar um 0,2 Prozent.

Der Großhandel gilt als Scharnier zwischen Herstellern und Endkunden, Preissenkungen kommen meist verzögert auch bei den Verbrauchern an. "Der Rückgang ist in der Tat ein weiterer Beweis für den nachlassenden Inflationsdruck", sagte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Sie seien "Vorbote für weiter sinkende Inflationsraten bis zum Jahresende". Dann könne die Teuerungsrate auf etwa drei Prozent fallen, sollte ein starker Anstieg der Ölpreise ausbleiben.

Die Verbraucherpreise sind im September mit durchschnittlich 4,5 Prozent so langsam gestiegen wie seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine im Februar 2022 nicht mehr. Für einen weiteren Rückgang spricht auch die Entwicklung der landwirtschaftlichen Erzeugerpreise, zu denen etwa Obst, Gemüse und Milch zählen: Diese sanken im August um durchschnittlich 5,6 Prozent zum Vorjahresmonat und damit zum fünften Mal in Folge, wie die Statistiker außerdem mitteilten.

ÖLPRODUKTE FAST EIN FÜNFTEL BILLIGER

Den größten Einfluss auf die Entwicklung der Großhandelspreise hatten im vergangenen Monat Mineralölerzeugnisse wie Benzin, die vor einem Jahr nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine besonders kräftig gestiegen waren. Diese waren nun um 19,8 Prozent billiger zu haben als ein Jahr zuvor. "Ursächlich hierfür ist vor allem ein Basiseffekt durch das hohe Preisniveau im Vorjahreszeitraum", hieß es dazu. Ebenfalls günstiger waren die Preise im Großhandel mit Altmaterial und Reststoffen (-22,7 Prozent), mit Getreide, Rohtabak, Saatgut und Futtermitteln (-21,9 Prozent) sowie mit chemischen Erzeugnissen (-20,8 Prozent).

Dagegen stiegen die Preise für lebende Tiere um 10,5 Prozent sowie für Obst, Gemüse und Kartoffeln um 19,7 Prozent. Auch für Zucker, Süßwaren und Backwaren (+13,4 Prozent) sowie Getränke (+8,4 Prozent) musste auf Großhandelsebene mehr bezahlt werden als vor einem Jahr, so das Statistikamt.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)