Reuters

Börsianer sehen Konjunkturaussichten optimistischer - "Talsohle erreicht"

17.10.2023
um 11:32 Uhr

Berlin (Reuters) - Börsenprofis bewerten die Aussichten für die deutsche Wirtschaft im Oktober den dritten Monat in Folge weniger pessimistisch.

Das Barometer zur Einschätzung der Konjunktur in den nächsten sechs Monaten stieg um 10,3 Punkte auf minus 1,1 Zähler, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner monatlichen Umfrage unter 164 Analysten und Anlegern mitteilte. Das ist der beste Wert seit einem halben Jahr. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Anstieg auf minus 9,3 Punkte gerechnet. Zugleich stabilisiert sich die Einschätzung der aktuellen Lage: Dieses Barometer gab um 0,5 auf minus 79,9 Zähler nach.

"Die Talsohle ist erreicht", kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach die Entwicklung. Die gestiegenen Konjunkturaussichten gingen einher mit der Erwartung weiter sinkender Inflationsraten sowie der Tatsache, dass mittlerweile mehr als drei Viertel der Befragten von stabilen kurzfristigen Zinsen im Euroraum ausgehen. Höhere Zinsen gelten als Gift für Konjunktur und Aktienmärkte. "Negative Faktoren wie der Israel-Konflikt ? den vereinzelte Befragte als Grund für ihre nach unten revidierte Wachstumsprognose angaben ? hatten hingegen keinen starken Einfluss auf den insgesamt optimistischeren Ausblick", fügte Wambach hinzu.

Banken-Ökonomen sehen aber noch keine konjunkturelle Trendwende zum Besseren. "Ihrer Schockstarre ist die Stimmung nicht entkommen", sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. "Vor allem die Lagebeurteilung zeigt, wie schlecht es um den Standort steht." Die Wirtschaft sitze fest in der Rezessionsspur.

Die Bundesregierung geht davon aus, dass Europas größte Volkswirtschaft allmählich wieder Tritt fasst. Demnach dürfte das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 0,4 Prozent schrumpfen. Im Frühjahr war noch ein Plus von 0,4 Prozent veranschlagt worden. 2024 und 2025 soll es dann wieder Wachstumsraten von 1,3 und 1,5 Prozent geben.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)