Reuters

Anleger in Europa auf der Hut - Firmenzahlen im Blick

17.10.2023
um 12:37 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Angesichts der Unsicherheit über die weitere Entwicklung im Nahost-Konflikt haben sich die Anleger in Europa nicht aus der Deckung gewagt.

Dax und EuroStoxx50 lagen am Dienstag kaum verändert bei 15.242 beziehungsweise 4150 Punkten. "Die Angst davor, dass die Situation im Nahen Osten aus dem Ruder läuft, ist unverändert groß", sagte Christian Henke, Analyst vom Broker IG. Gegenwärtig setzten Investoren jedoch eher darauf, dass ein Flächenbrand verhindert werden könne.

Zunehmend rückten auch Unternehmenszahlen in den Fokus. Im Tagesverlauf öffnen mit Goldman Sachs und der Bank of America die nächsten US-Großbanken ihre Bücher. Anleger nehmen vor allem die Gewinnentwicklung unter die Lupe und erhoffen sich daraus Hinweise auf den Zustand der US-Wirtschaft. "Bis jetzt ist die Berichtssaison solide verlaufen", konstatierte Thomas Altmann, Portfoliomanager vom Vermögensverwalter QC Partners. "Angesichts der politischen Situation in Israel hat das bisher aber nicht ausgereicht, um die Börsen in den Rally-Modus zu versetzen."

INDUSTRIEMETALLE UNTER DRUCK - ÖLPREIS STEIGT LEICHT

An den Rohstoffmärkten gaben die Kupferpreise um rund ein Prozent auf 7902 Dollar pro Tonne nach. Neben der Furcht vor einer Eskalation des Konflikts zwischen Israel und radikalen Palästinensern trug dazu auch ein leicht festerer Dollar bei, der in der US-Währung gehandelte Rohstoffe für ausländische Käufer verteuert. Goldman Sachs warnte zuletzt vor dem Risiko einer zunehmenden Abschwächung bei Industriemetallen wegen einer nachlassenden Nachfrage und der Auswirkungen höherer Zinsen. Im Schlepptau gaben auch Bergbauaktien um rund 1,5 Prozent nach.

Dagegen zog der Ölpreis leicht an, nachdem er zum Wochenstart gefallen war. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um bis zu 0,6 Prozent auf 90,15 Dollar pro Barrel. Im Blick hatten Investoren eine mögliche Lockerung der US-Sanktionen gegen Venezuela. Angesichts ausgebliebener Investitionen rechnen Experten allerdings selbst bei einer Lockerung der Sanktionen nicht mit einer schnellen Steigerung der Ölproduktion in dem südamerikanischen Land.

ERICSSON AUF SECHS-JAHRES-TIEF - AUFTRIEB FÜR AIRBUS

Bei den Einzelwerten schickte eine enttäuschende Prognose für das Schlussquartal Ericsson an der Börse in Stockholm um rund neun Prozent auf den niedrigsten Stand seit fast sechs Jahren. Der schwedische Mobilfunkausrüster rechnet für das vierte Quartal mit einer Ebita-Marge beim operativen Ergebnis von zehn Prozent und bleibt damit hinter den Erwartungen zurück. Nach einem Gewinneinbruch im dritten Quartal geht der Konzern zudem von einer anhaltenden Unsicherheit in seinem Mobilfunknetz-Geschäft bis ins kommende Jahr aus. "Der Fokus liegt heute Morgen auf der Prognose für das vierte Quartal und der Umsetzung des mittelfristigen Ebita-Ziels von Ericsson", erklärten die Analysten von Barclays.

Auch die Aktien des Konkurrenten Nokia fielen daraufhin um mehr als vier Prozent; der entsprechende Branchenindex gab knapp ein Prozent nach. Hinter den Erwartungen blieb zudem Nordic Semiconductor mit der Umsatzprognose für das vierte Quartal. Anleger kehrten dem norwegischen Chiphersteller daraufhin den Rücken, die Titel brachen um rund 15 Prozent ein.

Für Rückenwind sorgte hingegen eine Hochstufung bei Airbus. Mit einem Kursplus von mehr als zwei Prozent hielt sich der europäische Flugzeugbauer an die Dax-Spitze. Die Analysten der Investmentbank Jefferies hoben den Wert auf "Buy" von zuvor "Hold" und setzten das Kursziel auf 150 von zuvor 130 Euro. Drägerwerk punktete mit einem starken Quartalsergebnis und einer angehobenen Jahresprognose. Die Titel des Medizintechnik-Herstellers stiegen um zehn Prozent an die Spitze im Kleinwerte-Index SDax.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)