Reuters

Institut - Rezessionsrisiko in Deutschland bei 73 Prozent

18.10.2023
um 07:57 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Gefahr einer Rezession in Deutschland bleibt einer Studie zufolge sehr groß.

Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt im Zeitraum Oktober bis Dezember bei 73 Prozent, wie das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) am Mittwoch zu seinem Indikator mitteilte. Anfang September lag sie mit 74,0 Prozent sogar noch ein wenig höher. Der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator - der Daten zu den wichtigsten wirtschaftlichen Kenngrößen bündelt - steht damit weiter auf "rot". Das signalisiert eine "akute" Rezessionsgefahr. Mögliche Folgen des Nahostkriegs auf die wirtschaftliche Entwicklung sind dabei in den Daten noch nicht abgebildet, weil diese vor dem Angriff auf Israel erhoben wurden.

"Die deutsche Wirtschaft schafft es weiterhin nicht, sich freizuschwimmen", sagte IMK-Konjunkturexperte Peter Hohlfeld. "Das Verharren der Rezessionswahrscheinlichkeit auf hohem Niveau deutet darauf hin, dass die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal allenfalls geringfügig zunimmt." Viele Experten gehen davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt von Europas größter Volkswirtschaft in der zweiten Jahreshälfte schrumpfen dürfte.

Der marginale Rückgang der Rezessionsgefahr beruht den Angaben zufolge darauf, dass die Auftragseingänge aus dem In- und dem Ausland zuletzt deutlich gestiegen sind. Besonders ausgeprägt fiel der Zuwachs bei Vorleistungs- und Konsumgütern aus. Negative Impulse von den Finanzmärkten verhinderten jedoch, dass sich dieser positive Trend nennenswert auf die Prognose auswirken konnte. So hätten die Aktienkurse in den vergangenen Wochen um knapp vier Prozent nachgegeben. Außerdem erschwerten die Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen.

Für das laufende Jahr erwarten die Düsseldorfer Forscherinnen und Forscher einen Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung von 0,5 Prozent. Das IMK rechnet auch im kommenden Jahr nicht mit einem kräftigen Aufschwung. Das Bruttoinlandsprodukt werde dann um 0,7 Prozent wachsen, heißt es in der kürzlich veröffentlichten Prognose. Damit ist das IMK deutlich pessimistischer als noch im Frühjahr mit 1,2 Prozent angenommen.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)