Paris (Reuters) - Renault bekommt einen Abbau der Lagerbestände bei seinen Händlern zu spüren.
Der französische Autobauer steigerte seine Erlöse im dritten Quartal nach Angaben vom Donnerstag zwar um 7,6 Prozent auf 10,5 Milliarden Euro, vor allem dank eines steigenden Absatzes von Spitzenmodellen. Allerdings hatten Analysten einen höheren Umsatz erhofft. Zudem fiel das Wachstum geringer aus als in den Vorquartalen. An der Börse wurde das negativ aufgenommen: Die Aktie gab zeitweise 8,2 Prozent nach und war damit Schlusslicht an der Pariser Börse. Analysten machten dafür Gewinnmitnahmen verantwortlich, nachdem die Aktien in den vergangenen Monaten deutlich zugelegt hatten.
Renault-Finanzchef Thierry Pieton sprach von einem harten Preiswettbewerb. Das Unternehmen halte an seiner Politik fest, den Absatz nicht mit Rabatten in die Höhe zu treiben. Zuletzt hatte Tesla die Preise für seine Fahrzeuge massiv gesenkt, um Marktanteile vor allem in China zu verteidigen. Tesla-Chef Elon Musk machte auch die steigenden Zinsen weltweit für die Nachfrageflaute bei Neuwagen verantwortlich.
Allerdings spürt auch Renault die schwächere Nachfrage: Der Absatz legte weltweit um 6,1 Prozent zu - im ersten Halbjahr war das Plus noch mehr als doppelt so hoch. Die Experten von Stifel verwiesen darauf, dass viele Händler sich von ihren Beständen trennten. Zugleich komme Renault beim Abbau des Auftragsbestands voran: In den Büchern stünden nun Bestellungen für die nächsten 2,5 Monate, Ende des zweiten Quartals seien es noch 3,4 Monate gewesen. In den vergangenen Jahren waren unter anderem bedingt durch fehlende Halbleiter und andere Teile die Lieferzeiten für Neuwagen in die Höhe geschnellt. Renault selbst strebt Lieferzeiten von zwei Monaten an. Dieses Niveau sei noch nicht erreicht und könnte wohl auch bis Jahresende nicht erreicht sein, schrieben die Stifel-Fachleute.
Zugleich bekräftigte Renault sein Margenziel; im laufenden Jahr dürfte der obere Rand der Spanne von sieben bis acht Prozent erreicht werden. Finanzchef Pieton sagte, das Unternehmen wolle den Schwung ins kommende Jahr mitnehmen.
Der Konzern steckt in einer umfassenden Umstrukturierung, zu der auch die Ausgliederung des E-Auto-Geschäfts (EV) Ampere gehört. Die Sparte soll in der ersten Hälfte des kommenden Jahres an die Börse gebracht werden. 2024 sollen mit dem elektrischen Scenic sowie dem elektrischen R5 mehrere neue Autos auf den Markt kommen. Renault verspreche sich davon einen höheren Anteil am Elektroauto-Markt, sagte Pieton.
(Bericht von Gilles Guillaume und Christina Amann, redigiert von Hans Seidenstücker; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)