Zürich (Reuters) - Die Übernahme der Credit Suisse hat die UBS im dritten Quartal in die roten Zahlen gedrückt.
Unter dem Strich verbuchte die Schweizer Großbank von Juli bis September einen Fehlbetrag von 785 Millionen Dollar, wie sie am Dienstag mitteilte. Belastend wirkten dabei unter anderem Umbaukosten. Analysten hatten einer von dem Institut selbst erhobenen Umfrage zufolge für das dritte Quartal mit einem Minus von 444 Millionen Dollar gerechnet. In der Vorjahresperiode hatte die UBS - damals noch ohne die Credit Suisse - einen Gewinn von 1,73 Milliarden Dollar eingefahren. Dennoch zeigte sich Konzernchef Sergio Ermotti zufrieden. "Wir setzen die Integration der Credit Suisse zügig um." Der bereinigte Vorsteuergewinn für den ganzen Konzern erreichte im dritten Quartal 844 Millionen Dollar.
Mit den Kostensenkungen kommt die Bank schneller voran als geplant. Bis zum Ende des dritten Quartals realisierte die UBS Einsparungen von rund drei Milliarden Dollar und schaffte das eigentlich für das Gesamtjahr angepeilte Ziel bereits jetzt. Im laufenden Quartal rechnet die Bank mit weiteren Fortschritten.
Der erste große digitale Bankensturm der Geschichte hatte die Schweizer Regierung im März zum Handeln gezwungen. Praktisch über Nacht orchestrierte sie eine Übernahme der Credit Suisse durch die UBS. Doch der erste Zusammenschluss von zwei global systemrelevanten Banken rechnet sich nur, wenn die Ausgaben gekappt werden. Bis Ende 2026 will der Konzern die Kosten um brutto mehr als zehn Milliarden Dollar drücken.
Ein großer Teil davon dürfte von Stellenstreichungen kommen. Alleine in der Schweiz will der Konzern früheren Angaben zufolge 3000 Beschäftigte entlassen. Dazu kommt ein Stellenabbau in anderen Teilen der Welt, auch durch freiwillige Abgänge und Frühpensionierungen. Konzernweite Zahlen nannte die Bank dazu allerdings weiterhin nicht. Zum Ende des dritten Quartals beschäftigte der fusionierte Konzern 115.981 Personen, zur Jahresmitte waren es noch 119.100 gewesen.
WIEDER NETTONEUGELDZUFLÜSSE BEI CREDIT SUISSE
Bei der Stabilisierung des Credit-Suisse-Geschäfts machte die UBS Fortschritte. Mit einem Plus von drei Milliarden Dollar verbuchte die Credit Suisse erstmals seit eineinhalb Jahren Nettoneugeldzuflüsse in der Vermögensverwaltung. Dazu kamen 18 Milliarden bei der UBS. "Die Kunden vertrauen uns weiterhin, was zu starken Zuflüssen in der Vermögensverwaltung und unserem Schweizer Geschäft geführt hat", erklärte Ermotti.
Die Credit Suisse hatte innerhalb eines Jahres über 200 Milliarden an Kundengeldern verloren. Auslöser waren eine Reihe von Skandalen und Fehlschlägen, die zu einem Vertrauensverlust führten. Im Geschäft mit Millionären und Milliardären baut die UBS mit der Credit Suisse ihre Position als führender global tätiger Anbieter aus. Das risikoreichere Investmentbanking der Credit Suisse stutzt die UBS dagegen, und zwar noch tiefgreifender als bisher geplant. Bis 2026 sollen die risikogewichteten Aktiven auf 39 Milliarden Dollar eingedampft werden von gegenwärtig 77 Milliarden Dollar.
Zum Ausblick äußerte sich die Bank zurückhaltend. Die geopolitischen Spannungen, insbesondere die Konflikte im Nahen Osten und in der Ukraine, dürften die Transaktionsvolumen bei Vermögensverwaltungs- und institutionellen Kunden im vierten Quartal 2023 zusätzlich zu den normalen saisonalen Faktoren dämpfen. Zudem schichteten die Kunden ihre Bareinlagen in renditestärkere Anlagen um, was einen Nettozinsertrag auf Vorquartalsniveau erwarten lasse.
(Reporter: Oliver Hirt und Noele Illien; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern +49 30 2201 33711 (für Politik und Konjunktur) +49 30 2201 33702 (für Unternehmen und Märkte)