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Gewinneinbruch bei Hapag-Lloyd - Reederei schaut auf die Kosten

09.11.2023
um 10:17 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Deutschlands größte Containerreederei Hapag-Lloyd bekommt das Ende der besonders hohen Nachfrage aus Corona-Zeiten drastisch zu spüren.

Wie der Hamburger Traditionskonzern am Donnerstag mitteilte, brach der Betriebsgewinn (Ebit) im dritten Quartal auf 204 Millionen Euro ein. Ein Jahr zuvor, als die Corona-Sonderkonjunktur den Reedereien außerordentliche Gewinne beschert hatte, fuhr Hapag-Lloyd mit 5,2 Milliarden Euro noch rund das 25-Fache ein. "Der Markt steht massiv unter Druck", sagte Konzernchef Rolf Habben Jansen der Nachrichtenagentur Reuters. "Das bedeutet, dass wir wieder verstärkt auf die Kosten schauen müssen." Einige Fahrten auf zentralen Routen würden gestrichen, ein Personalabbau sei aber derzeit nicht geplant.

In der Corona-Pandemie waren Transportkapazitäten knapp und Lieferketten brüchig geworden. Das ließ die Frachtraten in der Container-Schifffahrt kräftig steigen. In der Folge schnellten die Gewinne großer Reedereien nach oben. Doch diese Zeiten sind vorbei: Während sich die Transportmengen im dritten Quartal zwar verbesserten, gaben die durchschnittlichen Frachtraten nochmals nach, wie Hapag-Lloyd weiter mitteilte. Sie beliefen sich auf weniger als die Hälfte des Werts aus dem Vorjahreszeitraum.

Der Preisverfall nach den außerordentlichen Geschäften in der Pandemie hatte den dänischen Konkurrent Maersk zu einem groß angelegten Stellenabbau veranlasst. Der nach der Schweizer MSC Branchenzweite kündigte an, weltweit 10.000 der 110.000 Stellen streichen zu wollen. Hapag-Lloyd, international die Nummer Fünf, geht einen anderen Weg.

"Im Moment haben wir keine konkreten Pläne, Personal abzubauen", sagte Konzernchef Habben Jansen. Hapag-Lloyd beschäftigt in dem neu konzipierten Segment Linienschifffahrt 13.500 und im Segment Terminal & Infrastruktur weitere 2600 Personen. Habben Jansen erklärte, um Kosten zu senken, würden Kapazitäten reduziert. So seien Fahrten auf den Strecke von Südostasien nach Nordeuropa sowie über den Pazifik an die Ostküste der USA ausgesetzt worden. Trotz dieser Maßnahmen kann Habben Jansen noch keine Entwarnung geben: "In dem eingetrübten Marktumfeld könnten jedoch einige herausfordernde Quartale auf uns zukommen, sollten sich die Spotraten nicht wieder erholen."

MACHEN UNS ÜBER MSC-EINSTIEG BEI HHLA RELATIV WENIG SORGEN

Im Berichtsquartal verringerte sich der Umsatz um fast 58 Prozent auf knapp 4,1 Milliarden Euro. Unter diesen Vorzeichen kappte Hapag-Lloyd das obere Ende seiner Gewinnprognose für das Gesamtjahr 2023. Nunmehr werde ein Ebit zwischen 2,2 und 3,1 Milliarden Euro erwartet. Bisher war Hapag-Lloyd von zwei bis vier Milliarden Euro ausgegangen, nach 17,5 Milliarden Euro 2022. Angesichts zahlreicher geopolitischer Konflikte, des anhaltenden Inflationsdrucks und der weiterhin hohen Lagerbestände vieler Kunden sei die neue Prognose aber mit Unsicherheiten behaftet, erklärte das Unternehmen.

Mit Blick auf den Einstieg des Weltmarktführers MSC beim Hamburger Hafenbetreiber HHLA zeigte sich Habben Jansen gelassen. "Für uns hat das geschäftlich nur bedingt Konsequenzen." Schließlich habe Hapag-Lloyd gültige Verträge, und es gebe unter dem Strich ausreichend Kapazitäten am Hamburger Hafen. "Wir machen uns darüber relativ wenig Sorgen."Die Stadt Hamburg hatte im September den Einstieg von MSC beim größten Terminalbetreiber der Hansestadt angekündigt. Hapag-Lloyd-Großaktionär Klaus-Michael Kühne hatte daraufhin von einem Affront gesprochen und ein eigenes Angebot für die HHLA zunächst nicht ausgeschlossen. Hapag-Lloyd stellt zusammen mit Partner-Reedereien mehr als 50 Prozent des Containerumschlags in der Hansestadt.

(Bericht von Elke Ahlswede und Vera Eckert, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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