Berlin (Reuters) - ProSiebenSat.1 muss dem schwächelnden Werbegeschäft Tribut zollen und erreicht deshalb seine bisherigen Umsatzziele für 2023 wohl nicht mehr.
Für das Gesamtjahr dürften die Erlöse leicht unter der erwarteten Spanne von 3,95 bis 4,25 Milliarden Euro liegen, teilte der Fernsehkonzern am Dienstag mit. Der operative Gewinn (bereinigtes Ebitda) dürfte am unteren Ende der prognostizierte Bandbreite von rund 600 Millionen Euro (plus/minus 50 Millionen Euro) liegen. Im abgelaufenen Sommer-Quartal allerdings kletterte das Ergebnis um 1,7 Prozent auf 110 Millionen Euro und lag damit nach Worten von Finanzchef Martin Mildner erstmals seit 2021 wieder über Vorjahr. Der Umsatz sank im dritten Quartal um fast drei Prozent auf 888 Millionen Euro - das Unternehmen sprach von einer Stabilisierung.
Die schwache Konjunktur schreckt derzeit Werbekunden der TV-Branche ab. Zuletzt musste deshalb der Konkurrent RTL seine Prognose für 2023 das zweite Mal in diesem Jahr senken. ProSiebenSat.1 steuert hier mit einem Sparprogramm gegen und streicht rund 400 Vollzeitstellen. Die Bayern konzentrieren sich auf das Kerngeschäft Unterhaltung und bauen die Streamingplattform Joyn aus. "Wir sehen die ersten Zeichen, dass sich der klare Fokus auf unsere strategisch wichtigen Geschäftsfelder auszahlt", sagte Mildner. Im für die TV-Branche besonders wichtigen Schlussquartal 2023 rechnet er bei Umsatz und Gewinn mit leichten Anstiegen.
In den ersten neun Monaten fiel der Umsatz allerdings um gut elf Prozent auf knapp 2,6 Milliarden Euro, während das bereinigte Ebitda um über 35 Prozent auf 243 Millionen Euro einbrach. Mit dem Konzernumbau stelle man die Weichen, um die digitalen Geschäftsbereiche stärker auszubauen, sagte Konzernchef Bert Habets. Das Sparpaket habe man Ende Oktober erfolgreich abgeschlossen. "Die Einspareffekte aus unserem Effizienzprogramm werden wir im vierten Quartal beziehungsweise ab dem Jahr 2024 vollumfänglich realisieren." Zudem gebe es einen positiven Trend beim Hoffnungsträger Joyn. Die Streamingplattform habe bei den Werbeumsätzen (AVoD) im Sommer um 58 Prozent zugelegt. Zudem habe das Geschäft etwa beim Vergleichsportal Verivox und beim Online-Kosmetikhändler Flaconi für Impulse gesorgt.
(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)