Reuters

Britische Teuerung lässt nach - Sunak feiert Erfolg im Kampf gegen Inflation

15.11.2023
um 10:02 Uhr

London (Reuters) - Die britische Inflation ist im Oktober auf das niedrigste Niveau seit zwei Jahren gesunken.

Die Teuerungsrate fiel merklich auf 4,6 Prozent, nach 6,7 Prozent im September, wie das Statistikamt ONS am Mittwoch in London mitteilte. Von Reuters befragte Volkswirte und auch die Bank of England (BoE) hatten lediglich einen Rückgang auf 4,8 Prozent erwartet. Das Ziel der BoE von 2,0 Prozent ist damit ein Stück weit näher gerückt. BoE-Chefökonom Huw Pill hat jedoch signalisiert, dass es noch keinen Grund zur Entwarnung gibt. Die Inflation sei auch mit einer Rate von weniger als fünf Prozent noch "viel zu hoch", selbst wenn sie sich damit binnen eines Jahres mehr als halbiert habe.

Premierminister Rishi Sunak, dem 2024 Wahlen ins Haus stehen, erklärte, er habe im Januar die Halbierung der Inflation in diesem Jahr zu seiner obersten Priorität gemacht: "Heute haben wir dieses Versprechen eingelöst", betonte der konservative Regierungschef auf der Plattform X, vormals Twitter. Trotz des starken Rückgangs der Inflation im vorigen Monat verzeichnete Großbritannien unter den größten Industrieländern allerdings nach wie vor die höchste Teuerungsrate.

WENIG ROSIGE KONJUNKTURAUSSICHTEN

Die Zentralbank stoppte ihre Serie von 14 Zinsschritten im September und pausierte auch Anfang des Monats. Der geldpolitische Schlüsselsatz liegt bei 5,25 Prozent. Die BoE hat betont, dass Zinssenkungen vorerst kein Thema sind, auch wenn die Wirtschaft kurz vor einer Rezession stehe. Im dritten Quartal stagnierte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf der Insel. Und die BoE erwartet, dass das BIP im laufenden vierten Quartal nur um magere 0,1 Prozent zulegen wird. Die weiteren Aussichten sind wenig rosig: Für 2024 wird eine Stagnation und für 2025 ein Wachstum von lediglich 0,25 Prozent prognostiziert.

Die aggressiven Zinserhöhungen der BoE wirken als Hemmschuh für die Wirtschaft, dämpfen damit aber auch die Inflation: Die von der Zentralbank besonders beachtete Kernrate, bei der die schwankungsanfälligen Lebensmittel- und Energiepreise außen vor bleiben, sank im Oktober ebenfalls - und zwar auf 5,7 von 6,1 Prozent im September. Experten hatten lediglich einen Rückgang auf 5,8 Prozent erwartet. "Die Leitzinsen werden voraussichtlich bis zur zweiten Hälfte des nächsten Jahres auf ihrem aktuellen Niveau bleiben", prognostiziert Yael Selfin, Chefökonomin bei KPMG in Großbritannien

(Bericht von David Milliken und Andy Bruce, geschrieben von Reinhard Becker. Redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)