Reuters

Börsen auf Zwei-Monats-Hoch - Inflationssorgen verrauchen

15.11.2023
um 11:47 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Befreit von Inflations- und Zinssorgen haben Europas Börsen am Mittwoch ihre Gewinne ausgebaut.

Dax und EuroStoxx50 kletterten am Vormittag um je 0,7 Prozent auf bis zu 15.721 und 4326 Punkte und markierten damit die höchsten Stände seit rund zwei Monaten. Nach dem deutlichen US-Inflationsrückgang hakten die Anleger das Kapitel Zinserhöhungen der Notenbank Fed endgültig ab, sagte Jochen Stanzl, Marktanalyst bei CMC Markets. Gleichzeitig nahmen die Wetten auf eine erste Zinssenkung im Mai deutlich zu. Seit März 2022 hat die Fed ihren Leitzins um 525 Basispunkte angehoben, um die hohe Inflation zu bekämpfen.

Auch die zunächst gebannte Gefahr eines Regierungsstillstandes in den USA sorgte an den Börsen für Erleichterung. Das US-Repräsentantenhaus hatte am späten Dienstagabend einen Überbrückungshaushalt verabschiedet. Positive Konjunkturdaten aus der Volksrepublik China hellten die Stimmung weiter auf. Die chinesische Wirtschaft hat sich im Oktober dank eines Anstiegs der Industrieproduktion und unerwartet guter Einzelhandelsumsätze stärker als erwartet erholt. Einem Bericht von Bloomberg zufolge plant die chinesische Regierung zudem milliardenschwere Kredite, um den Immobilienmarkt anzukurbeln.

BRITISCHE INFLATION SINKT - HÄUSLEBAUER GEFRAGT

Angesichts einer nachlassenden Teuerung in Großbritannien legte der Londoner Leitindex FTSE bis zu 1,2 Prozent zu. Vor allem die Aktien von Hausbauunternehmen waren gefragt. Aktien von Barratt, Taylor Wimpey und Berkeley gewannen zwischen 2,5 und 2,8 Prozent. Die britische Inflation war im Oktober auf das niedrigste Niveau seit zwei Jahren gesunken. Anleger spekulierten darauf, dass die Bank of England die Zinsen in naher Zukunft wahrscheinlich stabil halten wird, was einen Anstieg der Hypothekenzinsen eindämmen und die Nachfrage nach Eigenheimen ankurbeln würde. Am Devisenmarkt drückten die Zinserwartungen das Pfund um bis zu 0,3 Prozent auf 1,2458 Dollar.

Der US-Dollar stabilisierte sich nach seinem Rutsch von Dienstag. Der Dollar-Index stieg um 0,2 Prozent auf 104,28 Punkte. An den Anleihemärkten notierten die Renditen einiger europäischer Papiere auf Zwei-Monats-Tiefs. Die Bundesanleihe wurde mit 2,567 Prozent verzinst nach 2,601 Prozent am Dienstag.

SIEMENS ENERGY UND CECONOMY HEBEN AB

An den Aktienmärkten legten sich Anleger zinsabhängige Technologiewerte in die Depots. Der Chiphersteller Infineon konnte mit einem Rekordergebnis punkten und traut sich für das neue Geschäftsjahr weiteres Wachstum zu, wenn auch mit geringerem Tempo. Die Aktien stiegen um bis zu 7,4 Prozent an die Dax-Spitze.

Siemens Energy kletterten zweitweise um 8,9 Prozent, bröckelten dann aber auf ein Plus von rund drei Prozent ab. Die Analysten von Berenberg stellten fest, dass sich die Situation bei Siemens Gamesa nicht verschlechtert habe und sich im Jahr 2024 stärker verbessern werde als erwartet. Um die Windkraft-Tochter wieder profitabel zu machen, soll der Umfang der Geschäftsaktivitäten laut Siemens Energy geprüft werden.

Für Gesprächsstoff sorgte ein Kurssprung von Ceconomy von knapp 16 Prozent auf ein Zweieinhalb-Monats-Hoch von 2,37 Euro. Händler verwiesen auf einen Bericht des "Manager Magazin", demzufolge der chinesische Online-Handelsriese JD.Com Interesse an der Muttergesellschaft von Media Markt und Saturn zeige.

Alcon vergraulte hingegen die Anleger mit vorsichtigeren Umsatz- und Gewinnaussichten. Die Aktien des schweizerisch-amerikanischen Augenheilkonzerns fielen an der Börse in Zürich um 5,6 Prozent auf 63,20 Franken.

(Bericht von Anika Ross, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)