Reuters

Deutsche Industrie trotz Flaute mit mehr Beschäftigten

15.11.2023
um 15:17 Uhr

Berlin (Reuters) - Trotz Produktionsflaute und sinkender Aufträge stockt die deutsche Industrie ihr Personal auf.

Die Zahl der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe stieg im September um 44.800 oder 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Damit waren knapp 5,6 Millionen Menschen in den Betrieben beschäftigt. Auch gemessen am Vormonat gab es ein Plus, und zwar von 21.600 oder 0,4 Prozent. Berücksichtigt werden in der Statistik nur Unternehmen mit mindestens 50 Mitarbeitern.

Ökonomen zufolge wollen die Unternehmen damit das Arbeitsvolumen aufrecht erhalten und Fachkräftelücken schließen. "Es gibt gesamtwirtschaftlich eine große Diskrepanz zwischen der Entwicklung der Erwerbstätigen und dem Arbeitsvolumen, also der insgesamt geleisteten Anzahl von Arbeitsstunden", kommentierte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle die Entwicklung. "Mit anderen Worten pro Beschäftigten wird weniger gearbeitet."

Der Industrie machen derzeit die maue Weltkonjunktur und die in vielen Ländern kräftig gestiegenen Zinsen zu schaffen, die die Nachfrage nach Waren "Made in Germany" dämpfen. So sind die Neuaufträge im dritten Quartal um 3,9 Prozent niedriger ausgefallen als im vorangegangenen Vierteljahr. Das schlägt auf die Industrieproduktion, die zuletzt im September um 1,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat fiel.

In den einzelnen Branchen unterscheidet sich die Personalentwicklung teils sehr stark. Die Hersteller von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen meldeten mit 5,3 Prozent den stärksten Personalaufbau. Überdurchschnittlich fielen die Beschäftigungszuwächse auch bei den Herstellern von elektrischen Ausrüstungen (+1,5 Prozent), in der Nahrungsmittelindustrie (+1,4 Prozent) und im Maschinenbau (+1,1 Prozent). In der Automobilindustrie gab es dagegen nur eine unterdurchschnittliche Zunahme von 0,4 Prozent, ebenso in der Metallerzeugung und -bearbeitung (+0,3 Prozent) sowie in der Herstellung von Metallerzeugnissen (+0,2 Prozent). In der Gummi- und Kunststoffindustrie sank die Mitarbeiterzahl dagegen um 1,6 Prozent, in der Chemischen Industrie sogar um 1,9 Prozent.

(Bericht von Rene Wagner. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)