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US-Pharmariese Eli Lilly investiert 2,3 Milliarden Euro in Alzey

17.11.2023
um 15:32 Uhr

- von Klaus Lauer und Ludwig Burger und Andreas Rinke

Berlin (Reuters) - Der US-Pharmariese Eli Lilly will rund 2,3 Milliarden Euro in ein neues Werk im rheinland-pfälzischen Alzey investieren.

Die High-Tech-Fabrik soll 2027 in Betrieb gehen und injizierbare Medikamente produzieren, um die wachsende Nachfrage etwa nach neuen Diabetes-Mitteln wie Mounjaro zu bedienen. Das teilte der Konzern am Freitag in Berlin mit und bestätigte damit einen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters. Es sollen dauerhaft bis zu 1000 Jobs für hochqualifizierte Fachkräfte entstehen, beim Bau ab 2024 zudem 1900 Stellen. Im Gegensatz zu anderen Großprojekten etwa von Chipherstellern in Ostdeutschland komme Lilly ohne Subventionen der öffentlichen Hand und damit ohne deutsches Steuergeld aus, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck. Er sprach von einer guten Nachricht für den Standort. "Diese Investition bestärkt die Bundesregierung in Ihren Bemühungen, den Pharmastandort Deutschland wieder attraktiver zu machen", betonte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach.

Üblicherweise werden durch solche Großprojekte weitere Arbeitsplätze bei Zulieferern geschaffen ? etwa bei Verpackungsherstellern. Das US-Unternehmen, das seit 1960 in Deutschland präsent ist, beschäftigt hierzulande rund 1000 Mitarbeiter, vor allem im hessischen Bad Homburg. Der Konzern-Hauptsitz von Lilly ist in Indianapolis im US-Bundesstaat Indiana. Mit einem Marktwert von rund 560 Milliarden Dollar ist Lilly der wertvollste börsennotierte Gesundheitskonzern der Welt. Die Investitions-Entscheidung für Deutschland und Alzey sei aufgrund der hervorragenden Infrastruktur und sehr gut ausgebildeten Fachkräfte gefallen, hieß es.

In Alzey soll dann künftig unter anderem das Diabetes-Medikament Mounjaro produziert werden, das auch gegen Fettleibigkeit (Adipositas) angeboten werden soll. Die Arznei ist in den USA und in Europa als Diabetes-Mittel zugelassen. Der Pharmakonzern hat in den USA auch eine Zulassung des Präparats durch die US-Arzneimittelbehörde als Abnehmspritze bekommen. Diese wird unter dem Namen Zepbound vertrieben und ist ein Konkurrenzprodukt zu Wegovy vom dänischen Konzern Novo Nordisk. In der EU wurde die erweiterte Nutzung von Mounjaro gegen krankhaftes Übergewicht vom Regulierer für die Zulassung durch die EU Kommission empfohlen. Diese steht aber noch aus.

Habeck erklärte, die Ansiedlung schaffe neue und zukunftsfähige Arbeitsplätze "und zeigt das Vertrauen der Unternehmen in die Attraktivität unseres Pharma- und Industriestandorts".

Gesundheitsminister Lauterbach kündigte an, die Regierung werde die Rahmenbedingungen für Forschung und Produktion noch weiter verbessern. "So sichern wir Patientinnen und Patienten den schnellen Zugang zu neuen Therapieoptionen und machen uns unabhängiger von brüchigen Lieferketten." Eine starke Pharmaindustrie und Forschung in Europa sei wichtig für eine gute Gesundheitsversorgung. "Deutschland will hier neue Impulse setzen."

PHARMA-CLUSTER RHEINLAND-PFALZ

Rheinland-Pfalz verstärkt mit der Milliarden-Investition seine Bedeutung als Biotech- und Pharma-Cluster in Deutschland mit Firmen wie Biontech in Mainz oder Boehringer in Ingelheim. Andere kürzlich getätigte Investitionen in Deutschland, darunter Chipfabriken von Intel (USA) und TSMC (Taiwan), wurden mit dem Versprechen massiver öffentlicher Subventionen gewonnen.

Hintergrund des Werbens um neue Ansiedlungen ist die in der Corona-Krise ausgelöste Debatte über sichere Lieferketten und Abhängigkeiten bei Medikamenten von asiatischen Produzenten wie China oder Indien. Die Sorge vor unsicheren Lieferketten ist durch geopolitische Spannungen durch den russischen Angriff auf die Ukraine im vergangenen Jahr noch gestiegen.

Kanzler Olaf Scholz hatte mehrfach betont, dass die Bundesregierung die Möglichkeiten für Pharmafirmen verbessern wolle, anonymisierte Patientendaten zu verwenden. Dazu ist ein neues Pharmaforschungsgesetz geplant. Noch in diesem Jahr ist zudem ein Pharma-Gipfel mit Kanzler Scholz geplant.

(Weitere Reporter: Andreas Rinke und Rene Wagner, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)