Reuters

Bundesbank sieht deutsche Wirtschaft am Jahresende in Rezession

20.11.2023
um 12:07 Uhr

Berlin (Reuters) - Das konjunkturell schwierigere Jahr wird der Bundesbank zufolge mit einer Rezession der deutschen Wirtschaft enden.

"Im vierten Quartal 2023 dürfte die Wirtschaftsleistung erneut leicht zurückgehen", heißt es in dem am Montag veröffentlichten Monatsbericht. Bereits im Sommerquartal war Europas größte Volkswirtschaft um 0,1 Prozent geschrumpft, nachdem es im Frühjahr noch zu einem Mini-Plus von 0,1 Prozent gereicht hatte. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge sprechen Ökonomen von einer technischen Rezession.

Im ersten Quartal 2024 könnte die Wirtschaftskraft dann "leicht zulegen", erwarten die Bundesbanker und liefern auch eine Begründung für diese Annahme: "Die Binnenkonjunktur sollte allmählich Tritt fassen, denn die realen Nettoeinkommen der privaten Haushalte dürften aufgrund der hohen Lohnsteigerungen und des nachlassenden Preisdrucks weiter steigen." Selbst wenn die Verbraucherinnen und Verbraucher noch eine Weile mit ihren Ausgaben zurückhaltend bleiben sollten, dürften sie ihren Konsum wohl nach und nach wieder ausweiten.

"Die Industrie agiert nach wie vor unter widrigen Bedingungen", heißt es in dem Monatsbericht weiter. Die schwache Auslandsnachfrage und die Folgen des Energiepreisschocks bremsten weiter ihre Produktion. "Aber es gibt erste zaghafte Anzeichen für eine zögerliche Besserung nach dem Jahreswechsel." So deute die Grundtendenz bei den Aufträgen darauf hin, dass die Auslandsnachfrage die Talsohle erreicht haben könnte. "Im Baugewerbe gibt es hingegen noch keine Aussichten auf eine kurzfristige Verbesserung", erklärte die Bundesbank. "Die gestiegenen Finanzierungs- und Baukosten lasten weiter schwer auf der Nachfrage nach Bauleistungen." Deshalb sei hier mit einer sinkenden Produktion zu rechnen.

Noch keine Entwarnung gibt die Bundesbank bei der Inflation, obwohl die Teuerungsrate im Oktober mit 3,8 Prozent auf den tiefsten Stand seit mehr als zwei Jahren gefallen ist. "In den kommenden Monaten dürfte sich die Inflationsrate schwankend seitwärts bewegen", sagt die deutsche Notenbank voraus. Bei Nahrungsmitteln und den übrigen Waren dürfte der abnehmende Preisdruck entlang der Lieferketten und von den Rohstoffpreisen die Teuerung weiter dämpfen. Dagegen dürfte der vergleichsweise hohe Preisauftrieb bei den Dienstleistungen ? auch vor dem Hintergrund eines kräftigen Lohnwachstums ? "noch eine Weile anhalten". Auch könnte die Energie in den nächsten Monaten wieder zum Preisauftrieb beitragen, da etwa der CO2-Preis auf fossile Brennstoffe zum Jahreswechsel angehoben wird.

Im Dezember dürfte es zudem einen deutlich erhöhenden Basiseffekt aufgrund der preissenkenden Erdgas-Wärme-Soforthilfe von Ende 2022 geben. "Dadurch könnte die Inflationsrate aus heutiger Sicht temporär wieder über vier Prozent steigen", erklärte die Bundesbank.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Klaus Lauer - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)