Frankfurt (Reuters) - Nach der jüngsten Rally ziehen die Anleger an den europäischen Börsen zum Wochenstart die Köpfe ein.
Der Dax gab am Montag um 0,4 Prozent auf bis zu 15.855 Punkte nach; der EuroStoxx50 verlor 0,2 Prozent auf bis zu 4330 Zähler. Vor allem massive Kursverluste bei Bayer bremsten den deutschen Leitindex aus. Nach einem erneuten Rückschlag bei den Glyphosat-Prozessen in den USA floppte auch der größte Medikamenten-Hoffnungsträger Asundexian des Pharma- und Agrarchemiekonzerns in einer Studie. Bayer-Aktien brachen in der Spitze um mehr als 21 Prozent auf den niedrigsten Wert seit mehr als 14 Jahren ein; der Börsenwert des Aspirin-Herstellers schrumpfte dadurch um etwa 8,7 Milliarden Euro.
"Das ist ein heftiger Rückschlag für Bayer. Asundexian war die Perle in Bayers Pharma-Pipeline und ohne den Wirkstoff steht die Pharma-Sparte ohne nachhaltiges Wachstum da", sagte Fondsmanager Markus Manns vom Großaktionär Union Investment. Aus Sicht von Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robomarkets, dürfte die jüngste Pechsträhne Bayer noch eine Weile beschäftigen: "Einerseits brechen potenzielle Einnahmequellen weg, andererseits gibt es neue potenzielle Kosten." Diese Kombination dürfte auch der Aktienkurs in den kommenden Wochen deutlich zu spüren bekommen.
In den USA deuteten die US-Futures ebenfalls auf einen verhaltenen Handelsstart hin. US-Anleger warteten auf weitere Hinweise, wann die US-Notenbank Fed mit der Senkung der Zinssätze beginnen könnte. Der nachlassende Preisdruck in den USA hatte zuletzt die Wetten auf wieder sinkende Zinsen im kommenden Jahr befeuert und die Aktienkurse angetrieben.
DOLLAR GIBT NACH - ÖLPREIS STEIGT
Am Devisenmarkt setzten die Anleger weiter auf ein Ende des US-Zinserhöhungszyklus. Der Dollar-Index verlor bis zu 0,4 Prozent auf 103,47 Punkte und markierte damit den tiefsten Stand seit Anfang September. Der Euro kletterte mit 1,0940 Dollar auf den höchsten Stand seit Ende August. Die Euro-Stärke könnte sich nach Einschätzung der Commerzbank fortsetzen, sollte die Europäische Zentralbank viel später und viel langsamer ihre Leitzinsen senken als der Markt derzeit erwarte. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hielt es zuletzt noch nicht einmal für ausgemacht, ob die EZB bereits auf dem Zinsgipfel angelangt ist. Im Oktober hatte die EZB nach zehn Zinserhöhungen in Folge angesichts der schwächelnden Konjunktur und deutlich sinkenden Inflationszahlen eine Zinspause beschlossen.
Spekulationen auf Produktionskürzungen durch die Opec+ trieben unterdessen auf dem Rohölmarkt die Ölpreise weiter nach oben. Die Nordsee-Sorte Brent und US-Öl WTI verteuerten sich jeweils um mehr als zwei Prozent auf 82,38 beziehungsweise 77,50 Dollar je Fass. Laut einem Reuters-Bericht vom Freitag wird die Produzentengruppe, in der die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) und andere Förderer wie etwa Russland zusammengeschlossen sind, bei ihrem Treffen am 26. November voraussichtlich über weitere Förderkürzungen nachdenken. Seit Ende September sind die Ölpreise um fast 20 Prozent gefallen.
ITALIENISCHE BANKAKTIEN GEFRAGT
Unter den Einzelwerten stachen an der Mailänder Börse die italienischen Bankenwerte heraus. Die Anhebung des Ausblicks von der Ratingagentur Moody's für die künftige Bewertung italienischer Anleihen verhalf den Titeln zu Kursgewinnen. Die Aktien von BMPS, BPER, Banco BPM, Intesa Sanpaolo und UniCredit legten jeweils um rund ein Prozent zu. Am Rentenmarkt markierte der Abstand zwischen den Renditen zehnjähriger italienischer und deutscher Anleihen ein frisches Zwei-Monats-Tief. Bei der Überprüfung der Kreditwürdigkeit der drittgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone hatte Moody's am Freitag die Einstufung "Baa3" unverändert gelassen und den Ausblick auf "stabil" von zuvor "negativ" angehoben.
(Bericht von: Daniela Pegna und Stefanie Geiger, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)