London (Reuters) - Der britische Notenbankchef Andrew Bailey sieht trotz abflauender Inflation noch keinen Grund zur Entwarnung.
Es gebe zwar Anzeichen, dass die Teuerungsrate auf dem Weg zum Ziel der Zentralbank von zwei Prozent sei, sagte Bailey am Dienstag vor einem Parlamentsausschuss. Doch sei der Fachkräftemangel bei der Besetzung offener Stellen ein Risiko, das den Preisauftrieb anfachen könne. Auch Folgewirkungen des Gaza-Krieges könnten die Inflation anheizen: Die Risiken seien aufwärts gerichtet, warnte Bailey.
Die Inflation auf der Insel war zuletzt auf 4,6 Prozent gesunken - das niedrigste Niveau seit zwei Jahren. An den Märkten wird bereits über Zinssenkungen ab Juni 2024 spekuliert. Bailey hatte zu Wochenbeginn allerdings betont, es sei noch viel zu früh, darüber nachzudenken. Vor dem Ausschuss machte er seine Sicht deutlich, dass die Rückführung der Inflation ein langwieriger Prozess werde. Die Notenbank hat für das Erreichen des Inflationsziels in ihrer Prognose Anfang des Monats einen Zeitraum bis Ende 2025 veranschlagt. Der Notenbankchef sagte, die Investoren legten "zu viel Gewicht" auf die jüngsten Daten, die einen Rückgang der Teuerung anzeigten.
Die Notenbankerin Catherine Mann sagte vor dem Ausschuss, sie befürworte höhere Zinsen um sicherzugehen, dass Inflationsrisiken ausgeräumt würden: "Ja, ich glaube, dass jetzt mehr Straffung wichtig ist, um unser Engagement für das Zwei-Prozent-Ziel zu festigen." Sie hatte auf der geldpolitischen Sitzung Anfang des Monats vergeblich für eine Erhöhung der Leitzinsen votiert. Der geldpolitische Ausschuss entschied jedoch mit sechs zu drei Stimmen, den Schlüsselsatz von 5,25 Prozent erneut nicht anzutasten. Die Londoner Währungshüter hatten ihre Serie von 14 Zinsschritten im September gestoppt, mit denen sie sich gegen die hohe Inflation stemmten.
(Bericht von David Milliken, William Schomberg, geschrieben von Reinhard Becker.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)