Frankfurt (Reuters) - Die Europäische Zentralbank (EZB) kann sich aus Sicht ihrer Präsidentin Christine Lagarde im Kampf gegen die Inflation auch nach zehn Zinserhöhungen noch nicht entspannt zurücklehnen. Die EZB habe ihre Geldpolitik erheblich gestrafft, dies zeige zunehmend Wirkung und der Inflationsdruck lasse nach, sagte Lagarde am Dienstag auf einer Veranstaltung in Berlin. "Aber es ist noch zu früh, den Sieg zu verkünden", betonte sie. In der aktuellen Phase müsse die EZB die verschiedenen Einflussfaktoren der Inflation genau beobachten. "Wir müssen die Entwicklungen aufmerksam verfolgen, bis wir eindeutige Belege dafür sehen, dass die Voraussetzungen für eine dauerhafte Rückkehr der Inflation zu unserem Zielwert gegeben sind," führte sie aus. Die Notenbank müsse ihren Fokus stets unbeirrt auf das Preisstabilitätsmandat richten. "Erwarten Sie kein Zögern", sagte Lagarde.
Die EZB hatte im Oktober nach einer Serie von Zinsanhebungen angesichts der schwächelnden Konjunktur und deutlich sinkenden Inflationszahlen eine Zinspause beschlossen. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, wurde bei 4,00 Prozent belassen - das höchste Niveau seit dem Beginn der Währungsunion 1999. Noch im Juni 2022 hatte der Satz bei minus 0,50 Prozent gelegen. Am Finanzmarkt wird bereits mit ersten Zinssenkungen in der ersten Hälfte 2024 gerechnet. Die EZB strebt 2,0 Prozent Inflation als Optimalwert für die Wirtschaft an. Im Oktober lag die Inflation noch bei 2,9 Prozent.
(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)