Düsseldorf (Reuters) - Der Industriekonzern Thyssenkrupp ist im vergangenen Geschäftsjahr 2022/23 (per Ende September) unter dem Strich tief in die Verlustzone gerutscht. Nach Anteilen Dritter sei ein Netttoverlust von 2,1 Milliarden Euro aufgelaufen nach einem Gewinn von zuvor 1,1 Milliarden Euro, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Neben schwächeren Geschäften sei dies insbesondere auf Wertberichtigungen in der Stahlsparte zurückzuführen. Für Steel Europe stehe der Konzern mit der Holding EPH des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky in Verhandlungen über ein Joint Venture. Trotz der Verluste schlagen Vorstand und Aufsichtsrat für 2022/23 eine unveränderte Dividende von 15 Cent je Aktie vor. Im neuen Geschäftsjahr will Thyssenkrupp einen Überschuss im niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich erzielen.
Den am Markt viel beachteten Free Cashflow Before M&A konnte der Konzern auf 363 Millionen Euro verbessern nach einem Minus von 476 Millionen Euro. "Die Zahlen zeigen, dass wir bei der Transformation von Thyssenkrupp trotz des schwierigen Umfelds vorangekommen sind, aber weiter hart an der Verbesserung der Performance unserer Geschäfte arbeiten müssen", sagte der neue Vorstandschef Miguel Lopez. Er setzt dabei unter anderem auf sein Programm APEX, mit dem er die Performance des Unternehmens verbessern will. Zudem will er den Umbau zu einer klimaschonenden Stahlproduktion vorantreiben. Hierfür sei eine große Menge an erneuerbarer Energien nötig. Aus diesem Grund stehe Thyssenkrupp im Austausch mit möglichen strategischen Partnern aus dem Bereich der Energiewirtschaft. Der Konzern führe Gespräche mit dem Energieunternehmen EPH über ein potenzielles Joint Venture mit Steel Europe. "Die konkrete Ausgestaltung eines potenziellen Joint Ventures ist Gegenstand laufender Verhandlungen."
STAHLSPARTE KÄMPFT MIT HOHEN ENERGIEKOSTEN
Die konjunkturanfällige Stahlsparte steht seit Jahren immer wieder zur Disposition. Im vergangenen Geschäftsjahr ging der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) des Bereichs unter anderem wegen niedrigerer Preise für den Werkstoff bei gleichzeitig hohen Energiekosten auf 320 Millionen Euro zurück von 1,2 Milliarden vor Jahresfrist. Im Gesamtkonzern fiel das bereinigte Ebit auf 703 Millionen Euro von rund 2,1 Milliarden Euro. Für das neue Geschäftsjahr peilt der Konzern einen Wert im hohen dreistelligen Millionenbereich an.
(Bericht von Tom Käckenhoff, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)