Jerusalem (Reuters) - Israel und die radikal-islamische Hamas haben sich auf eine Waffenruhe verständigt.
Die israelische Regierung habe dafür gestimmt, dass die Hamas im Gegenzug für eine viertägige Feuerpause 50 Frauen und Kinder freilasse, die seit Anfang Oktober als Geiseln im Gazastreifen festgehalten werden, teilte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu am Mittwoch mit. Für jede weitere Freilassung von zehn Geiseln werde die Waffenruhe um einen Tag verlängert, hieß es. Eine Entlassung palästinensischer Häftlinge wurde nicht erwähnt. Die Hamas erklärte, das Abkommen sehe im Gegenzug für die Geiseln die Freilassung von 150 palästinensischen Frauen und Kindern aus israelischen Gefängnissen vor. Außerdem sollen hunderte Lastwagen mit humanitären und medizinischen Hilfsgütern sowie Treibstoff in den Gazastreifen gelassen werden. Israel habe sich verpflichtet, während der Waffenruhe in allen Teilen des Gazastreifens niemanden anzugreifen oder zu verhaften.
NETANJAHU - KAMPF GEGEN HAMAS GEHT WEITER
Vor der Bekanntgabe des von Katar vermittelten Abkommens sagte Netanjahu, US-Präsident Joe Biden habe geholfen, das vorläufige Abkommen zu verbessern, so dass es mehr Geiseln und weniger Zugeständnisse umfasse. Die allgemeine Mission Israels habe sich jedoch nicht geändert. "Wir befinden uns im Krieg, und wir werden ihn fortsetzen, bis wir alle unsere Ziele erreicht haben. Die Hamas zu zerstören, alle unsere Geiseln zurückzubringen und sicherzustellen, dass keine Gruppierung in Gaza Israel bedrohen kann", sagte er in einer aufgezeichneten Botschaft zu Beginn der Regierungssitzung.
FREILASSUNG DER GEISELN NICHT VOR DONNERSTAG
Mit der Freilassung erster Geiseln ist nach Berichten israelischer Medien nicht vor Ablauf von 24 Stunden am Donnerstag zu rechnen. Israelische Bürger sollen die Möglichkeit haben, den Obersten Gerichtshof anzurufen, um die Freilassung der palästinensischen Gefangenen zu blockieren, berichtete unter anderem Channel 12 News. Drei Amerikaner, darunter ein dreijähriges Mädchen, dessen Eltern bei dem Hamas-Angriff Anfang Oktober getötet wurden, werden wahrscheinlich unter den Geiseln sein, die frei kommen, sagte ein hochrangiger US-Beamter.
Der Krieg begann am 7. Oktober mit einem Angriff der Hamas auf Israel, bei dem die Islamisten nach israelischen Angaben 1200 Menschen töteten und rund 240 Geiseln nahmen. Israel reagierte mit Luftangriffen und dem Einmarsch in das Palästinensergebiet. Seitdem wurden nach Angaben der palästinensischen Behörden mindestens 13.300 Bewohner des Gazastreifens getötet. Nach UN-Angaben sind nun zwei Drittel der 2,3 Millionen Einwohner des dicht besiedelten Küstenstreifens obdachlos. Angesichts der als katastrophal eingeschätzten humanitären Lage wurden die internationalen Forderungen nach einem Waffenstillstand immer lauter.
(Bericht von Nidal al-Mughrabi, Emily Rose, Henriette Chacar, Steve Holland, Jonathan Landay, Ahmed Mohamed Hassan und Reuters-Büro Kairo, geschrieben von Katharina Loesche. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)