- von Bassam Masoud und Emily Rose
Gaza-Stadt/Jerusalem (Reuters) - Angesichts einer Verzögerung bei der vereinbarten Waffenruhe und der Geiselfreilassung haben die Kämpfe im Gaza-Krieg angehalten.
Schwarze Rauchwolken stiegen am Donnerstagmorgen vom Kampfgebiet im Norden des Gazastreifens auf. Palästinensische Medien berichteten zudem von mindestens 15 Toten bei israelischen Luftangriffen auf die Stadt Chan Junis im Süden des Küstengebiet, in der Hunderttausende Menschen Schutz vor dem israelischen Vormarsch im Norden gesucht haben. Israel erklärte, die eigentlich für Donnerstag erwartete Freilassung einer ersten größeren Gruppe von Geiseln aus der Gewalt der radikal-islamischen Palästinenser-Gruppe Hamas, die mit der ersten Waffenruhe nach fast sieben Wochen Krieg einhergehen sollte, werde sich mindestens bis Freitag verzögern. Es müssten offenbar noch einige Details geklärt werden, sagte Energieminister Israel Katz, Mitglied des Sicherheitskabinetts, dem Armeerundfunk.
"Die Verhandlungen über die Freilassung unserer Geiseln machen Fortschritte und werden ständig fortgesetzt", teilte Israels Nationaler Sicherheitsberater Zachi Hanegbi in der Nacht mit. "Der Beginn der Freilassung wird gemäß der ursprünglichen Vereinbarung zwischen den beiden Seiten erfolgen, jedoch nicht vor Freitag." Das israelische Nachrichtenportal Ynet berichtete, die Regierung habe noch nicht die Namen der Geiseln erhalten, die von der Hamas freigelassen werden sollen. Die USA sprachen von letzten logistischen Details für die Freilassung, die noch ausgearbeitet würden. "Das läuft nach Plan, und wir hoffen, dass die Umsetzung am Freitagmorgen beginnen kann", sagte Präsidialamtssprecherin Adrienne Watson.
Die Vereinbarung, die angesichts der prekären Lage der Zivilbevölkerung im dicht besiedelten Gazastreifen auch Hilfslieferungen ermöglichen soll, war von Katar mit der Unterstützung Ägyptens und der USA vermittelt und am Mittwoch bekanntgegeben worden. Sie sieht eine viertägige Waffenruhe vor, in der 50 Frauen und Kinder freikommen sollen, die zu den rund 240 Geiseln gehören, die beim Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober in den Gazastreifen verschleppt worden waren. Unter den Geiseln sind auch zahlreiche Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft, auch Deutsche. Im Austausch soll Israel 150 palästinensische Häftlinge freilassen. Israel zufolge kann die Waffenruhe verlängert werden, solange die Gaza-Extremisten mindestens zehn Geiseln pro Tag freilassen. Aus Palästinenser-Kreisen verlautete, dass in einer zweiten Runde bis zum Monatsende die Freilassung von bis zu 100 Geiseln möglich sei.
ISRAELS GENERALSTABSCHEF - KAMPF BIS ZUM SIEG
Die Kämpfe dauerten indes an. Auch aus anderen Teilen des Gazastreifens wie etwa Dschabalia bei Gaza-Stadt im Norden und dem weiter südlich gelegenen Nuseirat wurden Angriffe gemeldet. Israel erklärte, seine Streitkräfte hätten im Laufe des vergangenen Tages mehr als 300 Hamas-Ziele aus der Luft angegriffen. In Israel gab es nahe der Grenze wieder Luftalarm, der vor Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen warnte. Berichte über Opfer oder Schäden gab es nicht.
Israel bekräftigte, nach der Waffenruhe an seinem Ziel einer Zerstörung der Hamas festzuhalten. "Wir werden den Krieg nicht beenden. Wir werden weitermachen, bis wir siegreich sind", sagte Generalstabschef Hersi Halewi in einem am Donnerstag vom Militär veröffentlichten Video vor Kommandeuren. Auch die Hamas hatte angekündigt, weiter gegen Israel zu kämpfen.
(geschrieben von Christian Götz, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)