- von Nidal al-Mughrabi und Maayan Lubell und Andy Sullivan
Gaza/Jerusalem/Washington (Reuters) - Die radikal-islamische Hamas-Miliz hat eine dritte Gruppe von Geiseln im Gazastreifen freigelassen.
13 Israelis sowie vier Ausländer wurden am Sonntag dem Roten Kreuz übergeben. Unter den von der Hamas freigelassenen Geiseln ist US-Angaben zufolge auch ein vierjähriges amerikanisches Kind. US-Präsident Joe Biden wollte noch am Abend ein Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu führen. Am Freitag und Sonntag waren bereits zwei Gruppen von Geiseln freigekommen, von denen einige deutsche Doppelstaatler sind. Nach Angaben israelischer Strafvollzugsbehörden wurde im Gegenzug am Sonntagabend die Freilassung von palästinensischen Gefangenen vorbereitet.
Israel und die radikalislamische Hamas-Miliz hatten sich darauf verständigt, während einer viertägigen Waffenruhe ab Freitag 50 Hamas-Geiseln gegen 150 Gefangene in israelischen Gefängnissen auszutauschen. Überschattet wurde die Freilassung von neuer Gewalt im Nahost-Konflikt. Israelische Streitkräfte haben palästinensischen Angaben zufolge am Samstagabend und Sonntag sieben Palästinenser im Westjordanland getötet. Fünf Tote habe es allein in der Stadt Dschenin gegeben.
STEINMEIER IN ISRAEL
"Erleichterung und Bangen liegen auch heute so nah beieinander", teilte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock mit. Sie denke an die Freigelassenen und weitere Geiseln. "Wir arbeiten mit aller Kraft daran, dass auch sie bald in Freiheit sind." Unterdessen reisten am Sonntag bis inklusive Montag Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zusammen mit Bundestagspräsidentin Bärbel Bas nach Israel. Geplant sind unter anderem ein Gespräch mit Israels Präsident Jitzchak Herzog als auch eine Begegnung mit Angehörigen der entführten Geiseln.
In der Stadt Dschenin im Westjordanland wollte das israelische Militär nach eigenen Angaben einen Palästinenser verhaften, der verdächtigt wird, an einem Angriff mit Todesopfern im August beteiligt gewesen zu sein. Zeugen sprachen von Kämpfen zwischen Bewaffneten und Soldaten. Dabei gab es zudem sechs Verletzte, wie die palästinensische Gesundheitsbehörde mitteilte. Laut WAFA stürmten die israelischen Streitkräfte Dschenin aus mehreren Richtungen, feuerten Kugeln ab und umzingelten staatliche Krankenhäuser und den Sitz des Roten Halbmonds.
Einen weiteren Toten meldeten palästinensische Vertreter in der Nähe der Stadt Nablus, ein siebtes Todesopfer habe es außerhalb der Stadt Al-Bire in der Nähe einer jüdischen Siedlung gegeben. Zu beiden gab es keine Stellungnahme Israels. Nach Angaben des palästinensischen Roten Halbmonds haben israelische Streitkräfte zudem einen Bauern im Flüchtlingslager Maghasi im Zentrum des Gazastreifens erschossen und einen weiteren verletzt.
Die Hamas hatte bei einem Angriff auf Israel am 7. Oktober etwa 240 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. Damals hatten Hamas-Kämpfer im Süden Israels zudem 1200 Menschen getötet. Daraufhin startete Israel einen großangelegten Militäreinsatz mit dem Ziel, die Miliz zu zerstören. Israel griff den von der Hamas kontrollierten Gazastreifen aus der Luft, vom Meer und am Boden an. Nach palästinensischen Angaben wurden bislang gut 14.000 Bewohner des dicht besiedelten, schmalen Küstengebiets getötet, rund 40 Prozent davon Kinder.
(Geschrieben von Myria Mildenberger, Birgit Mittwollen und Christian Krämer. Bei Rückfragen wenden Sie sich sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)