Berlin (Reuters) - Die Fachkräftesituation für Unternehmen bleibt einer neuen Umfrage zufolge angespannt.
In der Gesamtwirtschaft blieben 1,8 Millionen Stellen unbesetzt, schätzte die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) am Mittwoch. "Mehr als 90 Milliarden Euro an Wertschöpfung gehen damit in diesem Jahr rechnerisch verloren", sagte DIHK-Experte Achim Dercks. "Das entspricht mehr als zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts." Gegenüber einer Umfrage aus dem Januar hat sich die Lage damit zumindest etwas verbessert. Damals war noch von rund zwei Millionen vakanten Arbeitsplätzen die Rede sowie einem entgangenen Wertschöpfungspotenzial von fast 100 Milliarden Euro.
Die DIHK hat zuletzt Antworten von über 22.000 Unternehmen ausgewertet. Demnach hat trotz Stagnation der Wirtschaft jeder zweite Betrieb Probleme, offene Stellen zu besetzen. Nahezu alle Wirtschaftszweige seien betroffen, am stärksten die Industrie und Baubranche. "Einige Branchen sprechen nicht nur von Lücken bei Fachkräften, sondern von einem allgemeinen Mangel an Arbeitskräften", so Dercks. 82 Prozent der Befragten erwarten negative Folgen für ihr Unternehmen, 40 Prozent rechnen mit einem eingeschränkten Angebot oder verlorenen Aufträgen.
Eine Mehrheit von 55 Prozent der Befragten können sich vorstellen, Menschen aus Drittstaaten - also außerhalb der EU - einzustellen. Sprachkurse und einfachere Verfahren sind dabei oben auf der Wunschliste. "Monatelange Wartezeiten auf einen Visumtermin, in der Post stecken gebliebene Unterlagen, fehlende Ansprechpartner in der Ausländerbehörde - all das muss der Vergangenheit angehören", forderte Dercks.
(Bericht von Christian Krämer; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)