Reuters

Feuerpause verlängert - Polizei meldet Tote bei Anschlag in Jerusalem

30.11.2023
um 10:52 Uhr

- von Ari Rabinovitch und Nidal al-Mughrabi

Jerusalem/Gaza (Reuters) - Kurz nach einer weiteren Verlängerung der Waffenruhe in Nahost haben zwei palästinensische Angreifer nach Angaben der israelischen Polizei in Jerusalem mindestens drei Menschen getötet.

Acht weitere Personen seien verletzt worden. Der Angriff sei am Donnerstag während des morgendlichen Berufsverkehrs an einer Bushaltestelle verübt worden. Zwei bewaffnete "Terroristen" seien in einem Fahrzeug vorgefahren und hätten mit einem M-16-Gewehr und einer Handfeuerwaffe auf Zivilisten geschossen. Sie seien schließlich am Tatort getötet worden.

Nur kurz zuvor war es in nahezu letzter Minute gelungen, die seit sechs Tagen geltende Waffenruhe zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen um einen weiteren Tag zu verlängern. Die ursprünglich auf vier Tage angesetzte "Einsatzpause" werde fortgesetzt, erklärte das israelische Militär wenige Minuten vor Auslaufen der Waffenruhe um 06.00 Uhr MEZ. Die Unterbrechung der Kampfhandlungen wurde in den vergangenen Tagen genutzt, um von der Hamas gehaltene Geiseln nach und nach gegen palästinensische Gefangene auszutauschen, die in israelischen Gefängnissen sitzen. Gleichzeitig konnten dringend benötigte Hilfsgüter in den Gazastreifen gebracht werden, wo die humanitäre Lage wegen des seit Anfang Oktober tobenden Kriegs immer prekärer geworden ist.

Hamas-Kämpfer hatten am 7. Oktober im Süden Israels ein Massaker angerichtet. Nach israelischen Angaben wurden 1200 Menschen getötet und etwa 240 Geiseln genommen, darunter auch viele Doppelstaatler. Israel startete daraufhin einen großangelegten Militäreinsatz aus der Luft, zu Boden und vom Meer. Bis zum Eintreten der Waffenruhe wurden nach Angaben der Gaza-Behörden mehr als 15.000 Palästinenser getötet. Ein großer Teil der 2,3 Millionen Bewohner des Gazastreifens versuchte nach Aufforderung des israelischen Militärs, sich im südlichen Teil des Küstengebiets in Sicherheit zubringen, da die Bombardements sich vor allem auf den Norden konzentrieren.

USA HOFFEN AUF WEITERE FORTSETZUNG VON FEUERPAUSE

Welche Folgen der Angriff am Zugang zu Jerusalem haben wird, etwa für die Waffenruhe, war zunächst nicht klar. Das israelische Fernsehen veröffentlichte Aufnahmen von Überwachungskameras: Ein weißes Auto hält neben einer Bushaltstelle, an der zahlreiche Menschen stehen. Zwei Männer steigen mit gezogenen Waffen aus und laufen auf die Menge zu, während Menschen in alle Richtungen davon laufen. Wenig später werden die Angreifer niedergeschossen. Nach Angaben der Polizei kamen die Angreifer aus Ostjerusalem. Soldaten, die nicht im Dienst gewesen seien, und ein Zivilist hätten sie gestoppt.

Der Angriff belege einmal mehr, dass Israel seinen Kampf "gegen den mörderischen Terrorismus, der unsere Bürger bedroht" entschlossen fortsetzen müsse, erklärte der israelische Kabinettsminister Benny Gantz. US-Außenminister Antony Blinken, der sich Tel Aviv aufhielt, sagte, der Angriff zeige "die Bedrohung durch den Terrorismus, der Israel und die Israelis jeden Tag ausgesetzt sind". Er sprach den Opfern sein Mitgefühl aus. Zugleich betonte Blinken bei einem Treffen mit dem israelischen Präsidenten Isaac Herzog, wie essenziell die Waffenruhe aus Sicht der USA sei. "Dieser Prozess bringt Ergebnisse, er ist wichtig, und wir hoffen, dass er fortgesetzt werden kann."

(geschrieben von Christian Rüttger, redigiert von Sabine Ehrhardt.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)