Dubai (Reuters) - Arme Länder können künftig Schäden aus Klima-Katastrophen wie Überschwemmungen oder Dürren mit internationalen Mitteln beheben.
Die Weltklimakonferenz COP28 beschloss am Donnerstag in Dubai kurz nach ihrer Eröffnung die Einrichtung eines Katastrophen-Fonds, der sich aus Beiträgen reicher Länder speist und zur Behebung der oft verheerenden Schäden beitragen soll. Mehrere Industriestaaten kündigten Einzahlungen an, von Deutschland kommen ebenso wie aus den Vereinigten Arabischen Emiraten 100 Millionen Dollar. Die USA geben 17,5 Millionen, Großbritannien 60 Millionen Dollar. Die UN-Wetterbehörde teilte gleichzeitig mit, sie rechne damit, dass 2023 das mit Abstand wärmste Jahr seit Beginn der Klima-Aufzeichnungen werde.
Der eigentliche Schwerpunkt des zweiwöchigen UN-Treffens mit Delegierten aus fast 200 Ländern ist die erste globale Verständigung auf einen schrittweisen Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas, die für den Anstieg des Treibhausgases Kohlendioxid und damit der Erderwärmung verantwortlich gemacht werden. Damit soll der Pariser Klimagipfel von 2015 umgesetzt werden, bei dem vereinbart wurde, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.
Mit der raschen Einigung auf den Katastrophen-Fonds erwarten die gastgebenden Emirate, den Weg für die anvisierte Verringerung des weltweiten CO2-Ausstoßes bereitet zu haben. Er wurde seit Jahren von ärmeren Ländern gefordert. Westliche Staaten erwarten, dass sich aufstrebende Länder an dem Fonds beteiligen. In der Bundesregierung wurde betont, dies gelte nicht nur für China, sondern für anderen Staaten. Gemeint waren vor allem arabische Golfstaaten, deren Reichtum auf dem Verkauf fossiler Energien gründet.
COP28-PRÄSIDENT RUFT ZUR ZUSAMMENARBEIT AUF
In seiner Eröffnungsrede rief COP28-Präsident Sultan al-Dschaber zur Zusammenarbeit auf. Staaten und Konzerne der Öl-, Gas- und Kohle-Branche müssten gemeinsam für die globalen Klimaziele arbeiten, sagte er an Tausende Delegierte aus aller Welt gerichtet. "Ich bitte Sie zusammenzuarbeiten." Der Chef der staatlichen Ölgesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate ADNOC lobte die Entscheidung der Emirate, auch mit Ölgesellschaften zusammenzuarbeiten und verwies darauf, dass viele Konzern bereits Klimaschutz-Ziele übernommen hätten.
Ein Knackpunkt der Verhandlungen ist die Überbrückung des Gegensatzes zwischen Industriestaaten und Entwicklungsländern. Letztere pochen auf ein Abkommen zum Ersatz fossiler Brennstoffe durch saubere Energie. Zudem zögern viele nicht industriell entwickelte Länder, sich von fossilen Brennstoffen zu lösen, die ihrer Meinung nach für das Wachstum ihrer Volkswirtschaften notwendig sind. Ein weiterer Schwerpunkt der COP28 ist eine Bilanz zum Stand der Bemühungen, die Erderwärmung zu begrenzen.
Kanzler Olaf Scholz will am Freitag in Dubai zusammen mit Chile den Startschuss für den Klimaklub mit mittlerweile 33 Mitgliedern geben. Ziel ist es, Standards für die Bewertung von Klimaschutz-Maßnahmen zu definieren und Handelskonflikte zu vermeiden. In den kommenden Tagen wollen auch Vizekanzler Robert Habeck, Außenministerin Annalena Baerbock, Entwicklungsministerin Svenja Schulze und Umweltministerin Steffi Lemke an der COP28 teilnehmen.
(Bericht von Kate Abnett, Valerie Volcovici und Katy Daigle, geschrieben von Hans Busemann, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)