Berlin/Brüssel (Reuters) - Die Preise der Hersteller im Euroraum sind im Oktober weiter deutlich gefallen und signalisieren abnehmenden Inflationsdruck.
Die Produzentenpreise in der Industrie gingen um 9,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück, wie das Statistikamt Eurostat am Dienstag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem etwas stärkeren Rückgang um 9,5 Prozent gerechnet, nach minus 12,4 Prozent im September. Noch Anfang des Jahres waren Steigerungsraten im zweistelligen Prozentbereich an der Tagesordnung.
Damals trieben steigende Energiepreise die Teuerungsrate in die Höhe, seit Monaten bremsen nun aber sinkende Energiekosten die Inflation: Energie verbilligte sich im Oktober um 25,0 Prozent, im September ergab sich sogar ein Rückgang um 31,2 Prozent. Klammert man diesen Bereich aus, fielen die Erzeugerpreise in der Industrie nur um 0,2 Prozent. In der Statistik werden die Preise ab Fabriktor geführt - also bevor die Produkte weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Sie gelten somit als früher Hinweisgeber für die Entwicklung der Verbraucherpreise.
Im November waren die Verbraucherpreise im Euroraum nur noch um 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen - das ist seit Juli 2021 die niedrigste Rate. Im Oktober lag die Teuerung noch bei 2,9 Prozent. Im Herbst 2022 hatte der Preisschub zeitweise bei über zehn Prozent gelegen. Die Europäische Zentralbank (EZB) kann laut Direktorin Isabel Schnabel angesichts des "bemerkenswerten" Rückgangs der Inflation die Tür für weitere Zinserhöhungen wohl vorerst geschlossen halten: "Die jüngsten Inflationszahlen machen eine weitere Zinserhöhung eher unwahrscheinlich", sagte sie im Reuters-Interview.
(Bericht von Reinhard Becker, redigiert von Rene Wagner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)