Berlin (Reuters) - Die Stimmung in der von hohen Energiepreisen gebeutelten deutschen Chemieindustrie hellt sich leicht auf.
Das Barometer für das Geschäftsklima stieg im November auf minus 12,8 Punkte, nach minus 14,7 im Oktober, wie das Münchner Ifo-Institut am Mittwoch zu seiner Unternehmensumfrage mitteilte. Die Stimmung bleibe damit aber verhalten. "Die langersehnten Maßnahmen des Energiepakets haben die Hoffnungen der Chemischen Industrie offensichtlich nicht erfüllt", sagte Ifo-Branchenexpertin Anna Wolf. Nach monatelangem Ringen hatte sich die Bundesregierung Anfang November auf einen verbilligten Industriestrompreis verständigt.
Ihre aktuelle Geschäftslage bewerteten die Unternehmen den dritten Monat in Folge besser. Allerdings liegt dieses Barometer mit minus 19,7 Punkten immer noch deutlich im negativen Bereich. Die Erwartungen für die kommenden Monate wurden dagegen heruntergesetzt - hier liegt das Barometer bei minus 5,7 Punkten. ?"Vor allem macht die internationale Wettbewerbsfähigkeit energieintensiven Unternehmen wie der deutschen Chemie zu schaffen", sagte Wolf.
Wegen der angespannten Auftragslage im In- und Ausland hatten die Unternehmen ihre Produktion im vergangenen Monat gedrosselt. Sie planen außerdem, ihre Verkaufspreise zu senken. Die angespannte Lage auf den Energie- und Rohstoffmärkten dürfte wegen notwendiger Kosteneinsparungen zu einem weiteren Beschäftigungsabbau führen, so das Ifo-Institut.
Für 2023 erwartet der Branchenverband VCI einen Rückgang der chemisch-pharmazeutischen Produktion von acht Prozent, ohne das Pharmageschäft könnte sogar ein Minus von elf Prozent zu Buche stehen. "Die Lage am Standort Deutschland ist ernst", warnte VCI-Präsident Markus Steilemann kürzlich. "Anders als im Frühjahr erhofft, ist die Talsohle noch nicht durchschritten, die Nachfrage nach Chemikalien nimmt ab."
Unter den energieintensiven Branchen insgesamt hat sich das Geschäftsklima leicht verbessert. Deutlich gestiegen ist der Indikator im Papiergewerbe und bei der Metallerzeugung und -bearbeitung, so das Ifo-Institut.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)